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Sport: Im Spiegel des Tages: Schwächen an Kopf und Ball

Eine Diva (lateinisch: die Göttin), das weiß der Brockhaus, bezeichnet eine gefeierte Sängerin oder Schauspielerin. Sieht man also von dem kleinen Detail der Geschlechtszugehörigkeit ab, so steht Diva für Krassimir Balakow.

Eine Diva (lateinisch: die Göttin), das weiß der Brockhaus, bezeichnet eine gefeierte Sängerin oder Schauspielerin. Sieht man also von dem kleinen Detail der Geschlechtszugehörigkeit ab, so steht Diva für Krassimir Balakow. Dieser ist nur vordergründig ein Fußballspieler des VfB Stuttgart. Der Bulgare schauspielert auch mit großem Talent. Eine einzige Bewegung, das unschuldige Ausbreiten der Arme, genügte ihm, um am vergangenen Freitag einige tausend Zuschauer zu "Rangnick raus"-Rufen zu animieren. Bevor der Bulgare dann die Bühne des Gottlieb-Daimler-Stadions verließ, zitierte er noch Goethe, und zwar den Götz von Berlichingen. Was für ein Abgang.

Es fällt allerdings auf, dass die Abgänge Balakows in letzter Zeit stärker sind als seine Auftritte. Am vergangenen Freitag hatte es Trainer Ralf Rangnick daher gewagt, den Mittelfeldspieler acht Minuten vor Spielschluss auszuwechseln. Eine Majestätsbeleidigung offensichtlich, die Krassimir Balakow im Gegensatz zu seinem Gehalt von sechs Millionen Mark nicht widerspruchslos hinnehmen kann. Die Auswechslung war zwar zur Pause in der Kabine abgesprochen, aber womöglich hat Balakow dies wieder vergessen. "Als einziger Schwachpunkt Balakows gilt das Kopfballspiel", schreibt das Munzinger-Archiv. Inzwischen kamen wohl ein paar andere Punkte hinzu.

Realitätsverlust zum Beispiel. Balakows Leistungskurve befindet sich auf dem Abwärtstrend, nur zwei wollen das nicht erkennen. Der eine ist Balakow selbst, der andere sein Männerfreund Gerhard Mayer-Vorfelder. Doch seit dieser nicht mehr Präsident des VfB Stuttgart ist, beleidigt Balakow seinen Trainer nicht mehr ungestraft. 5000 Mark Geldbuße, eine Abmahnung und der Rauswurf aus dem Kader für das Uefa-Cup-Spiel gegen Feyenoord Rotterdam sind die Reaktion des Vereines auf das Theater mit dem Mittelfeldregisseur. Der neue Präsident Manfred Haas wünschte sich sogar eine drastischere Strafe, weil diese milde Buße nicht seiner Vorstellungswelt entspreche. Doch eine härtere Strafe lässt ein Passus in Balakows Vertrag nicht zu. Zudem wurde Balakow zuvor noch nie abgemahnt.

Ohne Mayer-Vorfelder schwindet Balakows Ausnahmestatus in Stuttgart. Der nächste Akt mit der unverbesserlichen Diva in der Hauptrolle dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Was soll man auch anderes erwarten von einem Fußballer, der auf den Spitznamen "Bala" hört.

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