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Sport: Im Spiegel des Tages: Zweite Chance für den zweiten Mann

Einen Tag vor seinem 29. Geburtstag einen hochdotierten Vertrag zu bekommen, das ist selbst für Formel-1-Fahrer Rubens Barrichello ein Grund zur Freude.

Einen Tag vor seinem 29. Geburtstag einen hochdotierten Vertrag zu bekommen, das ist selbst für Formel-1-Fahrer Rubens Barrichello ein Grund zur Freude. Nun werden zwar die Millionen mehr auf dem Konto des Brasilianers dessen Lebenssituation nicht entscheidend verändern, aber sein Beispiel hat doch etwas ganz Besonderes. Nach seinem halbherzigen Zurückstecken beim Grand Prix von Österreich gegenüber dem Team-Star Michael Schumacher wurde Barrichello in die Rolle des aufmüpfigen Rebells gedrängt. Deshalb rechnete kaum noch jemand damit, dass er 2002 noch für Ferrari fahren würde. Erst als er einen Rückzieher von seinen Anwürfen in Österreich machte, die Rolle des Opfers aufgab und sich seitdem zu seinem Platz hinter Schumacher bekannte, sorgte der deutsche Champion selbst für die überraschende Wende im Transferpoker. Schumacher sprach nicht nur für Barrichello, er setzte für sich sein Autogramm unter einen neuen Zweijahreskontrakt.

Der Hintergrund für diesen Aktionismus - ohne Not - vor der Saisonhälfte ist klar: Mit einem intakten Team ohne Gerüchte-Druck möchte Ferrari den WM-Hauptkontrahenten McLaren-Mercedes noch stärker in Zugzwang bringen. Denn das Team mit den Silberpfeilen hat gleich einige Fragen zu beantworten: Welche Fahrer werden in der kommenden Saison fahren? Wann gibt es einen Nummer-Eins-Status für David Coulthard? Gibt Mika Häkkinen enttäuscht nach diesem Rennjahr auf? Mit diesen Problemen wird sich das britisch-deutsche Team nunmehr von Rennen zu Rennen stärker konfrontiert sehen. Und das wird die Nerven strapazieren. Ferrari dagegen, ohnehin als Titelverteidiger wieder in der Erfolgsspur fahrend, wird nach den klaren Entscheidungen kaum Angriffspunkte bieten.

Das ist ein geschickter Schachzug der Italiener, der die McLaren-Mercedes-Chefs Ron Dennis und Norbert Haug in Zeitnot bringt. Ihre Reaktion auf den Coup von Ferrari wird nicht lange aus sich warten lassen dürfen. Mit einem Sieg in Monte Carlo am kommenden Sonntag könnte zwar der Druck verringert werden, aber im Mittelpunkt aller Gerüchte bliebe das Silberteam dennoch. Es würde auch keinen Sinn ergeben, bis zum nächsten Geburtstag eines Fahrers zu warten. Mika Häkkinen wird erst am 28. September 33 Jahre alt.

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