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Sport: Im Westen geht nicht nur die Sonne unter (Glosse)

Die Nachspielzeit lief bereits in der BayArena, da fing eine Fernsehkamera Rudi Völler ein. Der Sportdirektor von Bayer Leverkusen warf den ergrauten Kopf nach vorn, er ruderte mit den Armen durch die Luft und schrie sich die Kehle aus dem Hals.

Die Nachspielzeit lief bereits in der BayArena, da fing eine Fernsehkamera Rudi Völler ein. Der Sportdirektor von Bayer Leverkusen warf den ergrauten Kopf nach vorn, er ruderte mit den Armen durch die Luft und schrie sich die Kehle aus dem Hals. Mit einem Fuß stand er schon auf dem Kreidestrich, scheinbar bereit, seinen Stürmern zu zeigen, wie das denn funktioniert mit dem Toreschießen. Hat alles nichts geholfen. Die von Krämpfen geschüttelten Spieler von NK Maribor hielten dicht. Doch so verzweifelt und wütend wie Rudi Völler hat sich am späten Dienstagabend keiner der Leverkusener Profis gegen das Ausscheiden aus der Champions League gewehrt.

Tausend Kilometer weiter südlich stellte sich Borussia Dortmund vor 5000 Zuschauern im Hexenkessel von Boavista Porto noch dümmer an. Zehn mittelmäßige Portugiesen führten den Tabellenzweiten der Bundesliga derart vor, dass dessen Präsident Gerd Niebaum zur Ehrenrettung eine bemerkenswerte Entschuldigung ersann: Immerhin hätten in seiner Mannschaft zwei Spieler gestanden, die in der vergangenen Saison noch in der zweiten Liga gespielt haben. Ja, wofür haben die Dortmunder dann gerade erst 50 Millionen Mark in die Verstärkung ihrer Mannschaft gesteckt - um sich dem Niveau der zweiten Liga anzupassen?

Niebaums verbaler Querschläger steht stellvertretend für das Dilemma seiner Mannschaft und das der Leverkusener: Daheim werden sie auf Grund ihrer Finanzkraft immer noch als Giganten bewundert, auf internationaler Ebene muss sie keiner mehr ernst nehmen. Leverkusens Trainer Christoph Daum hat das längst bemerkt und mit dem Rückzug begonnen. Wer so laut und öffentlich charakterliche Schwächen seiner Spieler moniert wie Daum, hat anderes im Sinn. Real Madrid hat schon mal angefragt.

Auch Daums Dortmunder Kollege Michael Skibbe dürfte sich in Kürze verändern. Aber nach nunmehr fünf sieglosen Spielen in Folge dürfte er dabei nicht die treibende Kraft sein. Mit seiner gerade 15 Monate währenden Erfahrung als Bundesligatrainer ist Skibbe eine Idealbesetzung für die Rolle des Sündenbocks. Als wäre er allein dafür verantwortlich, dass im Westen nicht nur die Sonne untergeht.

gol

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