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Sport: Im Zweifel für das Pferd

Rusty macht sich Gedanken über das Doping im Reitsport Wissen Sie, eigentlich stehe ich auf Wassermelonen. Die gab es früher in Lettland nicht zu fressen, und seit ich in Bad Wörishofen bei Ulla Salzgeber im Stall stehe, habe ich mich daran gewöhnt, zwischendurch etwas Saftiges vom Pfleger zu bekommen.

Rusty macht sich Gedanken über

das Doping im Reitsport

Wissen Sie, eigentlich stehe ich auf Wassermelonen. Die gab es früher in Lettland nicht zu fressen, und seit ich in Bad Wörishofen bei Ulla Salzgeber im Stall stehe, habe ich mich daran gewöhnt, zwischendurch etwas Saftiges vom Pfleger zu bekommen. Bananen mag ich übrigens auch, das ist stets ein Hochgenuss, wenn ich sie in meinem Futter finde. Aber seit sie mir beim Weltcupfinale in Göteborg eine Dopingprobe abgenommen haben, sagen alle, dass ich noch etwas anderes zu mir nehmen würde: Testosteron Proprionat. Wie soll denn das schmecken?

Ich kann nur so viel dazu sagen: Ich fresse das Zeug nicht, ich kann es ja noch nicht einmal aussprechen. So wahr ich Rusty heiße und ein Dressurpferd bin. Gott sei Dank glaubt mir auch der Weltverband des Pferdesports und sperrt mich und meine Reiterin Ulla Salzgeber nicht. Lediglich der Titel von Göteborg ist uns aberkannt worden. Wenn sich nun auch noch der nationale Verband dieser Meinung anschließt, können wir bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen starten. Und, glauben Sie mir, dafür würde ich glatt auf zehn Wassermelonen verzichten.

Die ganze Sache ist schon seltsam. Meine Reiterin sagt, dass unser Tierarzt mir das Zeug gegeben habe, weil er eine Hauterkrankung heilen wollte. Dabei habe er sie nicht über das Mittel informiert. Ich glaube ihr das. Doch es gibt Tierärzte, die behaupten, dass dieses Testodingsbums ein Mittel sei, das als Verjüngungskur verwendet werden könnte. Also doch Doping. Diesen Ärzten sei geantwortet: Ich heiße vielleicht Rusty, aber ich fühle mich überhaupt nicht rostig. Ich habe es nicht nötig, dieses Testowieauchimmeresheißt zu essen. Ich weiß nicht, wie das in meinen Körper gekommen ist, und möchte eindringlich die zuständigen Staatsanwälte bitten, meine Zahnpastatuben zu untersuchen.

Sehen Sie es einmal so: Wir Pferde sind auch nur Menschen. So eine Dopinganschuldigung lässt uns nicht kalt. Deshalb finde ich es auch so gut, dass der Weltverband bei mir nach einer bekannten Rechtsnorm entschieden hat: Im Zweifel für das Pferd.

Aufgezeichnet von Benedikt Voigt

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