zum Hauptinhalt

Sport: Im Zweifel hilft Stellungsspiel

Zwanzig Minuten vor Schluss des Bundesliga- Samstags: In Frankfurt wird Meiers 2:0 gegen Dortmund nicht anerkannt, in Hannover gilt der Mainzer Führungstreffer nicht. Die Schiedsrichterassistenten heben in beiden knappen Situationen zu Unrecht wegen Abseitsstellungen die Fahnen.

Zwanzig Minuten vor Schluss des Bundesliga- Samstags: In Frankfurt wird Meiers 2:0 gegen Dortmund nicht anerkannt, in Hannover gilt der Mainzer Führungstreffer nicht. Die Schiedsrichterassistenten heben in beiden knappen Situationen zu Unrecht wegen Abseitsstellungen die Fahnen. Heißt es nicht, im Zweifel solle eher für den Stürmer entschieden werden, Herr Fröhlich?

Das ist richtig. Die Philosophie, die von der Fifa vorgegeben wird, heißt: Stärkung des Offensivfußballs. Bezogen auf die Auslegung der Abseitsregel bedeutet das, im Zweifel die Fahne eher unten zu lassen. Diese Anweisung ist auch bei allen Schiedsrichterassistenten recht stark verankert. Im Zweifelsfall wird in der Bundesliga relativ konsequent weiterspielen gelassen – auch bei ganz knappen Situationen haben wir eine ziemlich hohe Trefferquote. Das Problem ist, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zweifelsfall und falscher Wahrnehmung.

Zweimal pro Saisonhälfte werden mit den Schiedsrichterassistenten die knappen und strittigen aktuellen Abseitsentscheidungen analysiert. Dabei stellt sich heraus, dass eine falsche Entscheidung meistens in Zusammenhang mit einem Stellungsfehler des Assistenten steht. Man sieht das daran, dass ein Assistent nicht genau auf der Höhe des vorletzten Abwehrspielers ist. Das ist aber extrem wichtig, denn ansonsten hat man nicht die richtige Perspektive. Die gedachte Linie verschiebt sich sofort und der eigentlich nicht im Abseits stehende Angreifer erscheint im Abseits. In dem Moment kann der Assistent gar nicht im Zweifel für den Angreifer entscheiden, weil für ihn gar kein Zweifel besteht. Also hebt er die Fahne. Die Reaktionen der Abwehrspieler, die gehobenen Arme und fordernden Blicke spielen dabei keine Rolle. Das nehmen die Assistenten schon gar nicht mehr wahr, weil das Spiel so schnell geworden ist und sie ständig darauf fokussiert sein müssen.

Die Schnelligkeit des modernen Fußballs stellt auch an die Schiedsrichterassistenten neue Anforderungen. Sie müssen sehr sprintfit sein, um in kürzester Zeit anziehen, stoppen, und wieder zurücklaufen zu können. In unseren Schulungen trainieren wir deshalb vor allem die Laufwege, um immer auf der Höhe des vorletzten Abwehrspielers zu sein – damit Situationen, die zu Fehlentscheidungen aufgrund von falscher Wahrnehmung führen, erst gar nicht eintreten können.

Lutz Michael Fröhlich

Zur Startseite