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Sport: Immer auf die Anderen

Nürnbergs Präsident will auch den Manager loswerden

Nürnberg. Michael Adolf Roth sah aus wie einer der Nürnberger Sängerknaben. Rote Wangen und ein unsicherer Blick. Ein Anflug von Verlegenheit ließen ihn wippend Auskunft geben. Seine seltsamen Turnübungen wirkten mitten in der niederschmetternden Resignation reichlich komisch. „Es sieht nach Zweiter Liga aus“, sagte der Präsident des 1. FC Nürnberg. „Leider“.

Neben ihm saß sein neuer Trainer Wolfgang Wolf, der in ein paar Minuten vom Retter zum sportlichen Konkursverwalter wurde. Zusammen sangen sie sich eine ernüchternde Niederlage schön, die wohl den sechsten Abstieg des Clubs besiegelte. Fünf Punkte Rückstand drei Spiele vor Saisonende. Eine erdrückende Last. Wolf redete tapfer von „Siegeswillen“, „Kampfbereitschaft“ und davon, die Spieler hätten alles gegeben.

In Nürnberg reichte dem TSV 1860 München Durchschnittliches zum 2:1-Erfolg. Vielleicht gehört es zu den menschlichen Wesenszügen, selbst im größten Durcheinander noch positive Ansätze zu finden. Alles andere wäre kaum zu ertragen. Im fränkischen Reich des Teppichgroßhändlers Roth auf alle Fälle. Der Rest fällt unter die Zustandsbeschreibung Aufräumarbeiten.

„Ich habe Augenthaler und Geenen die sportliche Leitung überlassen und habe mich völlig rausgehalten. Sie haben all die Spieler geholt. Wer also soll sonst dafür verantwortlich sein?“, fragte Roth. Früher hatte er sich in alles eingemischt, diesmal jedoch zu lange zugeschaut. Manager Edgar Geenen stehe „noch“ auf der „Payrole“. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass Geenen spätestens am Saisonende seinen Stuhl räumen muss. Der solle nun das „Zeug“ verkaufen, das er geholt hat, sagte der Vereinsboss. Ein Rauswurf des Managers aber wird teuer. 650 000 Euro pro Saison bekommt Geenen. Seinen Vertrag kann er mit einer einseitigen Option bis 2005 verlängern. „Sportlich sind wir ein Scherbenhaufen. Es ist wohl besser, wenn es auch in Fall von Geenen zu einer Lösung kommt“, sagte Roth. Kommende Woche soll es Gespräche geben.

Das Interesse von Wolf an den Scharmützeln zur FCN-Vergangenheitsbewältigung hält sich in Grenzen. „Wir haben jetzt eine neue Situation“, sagte der 45-Jährige. Wolf wühlt in den Trümmern und schaut, was übrig bleibt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, Mentaltrainer Peter Breitenbach vor die Tür zu setzen. „Wir brauchen ein Konzept, wenn wir runter gehen. Ich muss mir alle Verträge anschauen. Wir müssen jetzt in die Zukunft schauen.“

Tagelang hatte Wolf versucht, den verunsicherten Spielern auf die Beine zu helfen. Jetzt will Wolf „besprechen, wie viel Geld wir haben und was man ausgeben kann“. Einige Personalien scheinen aber schon jetzt geklärt. Steigt der Club ab, sind Torwart Darius Kampa und Mittelfeldmotor David Jarolim kaum zu halten. Schatzmeister Bernhard Kemper zeichnet ein drastischeres Bild der Lage. Um überhaupt die Lizenz für die Zweite Liga zu bekommen, sei ein Ausverkauf nötig. Schwere Zeiten für den Club und seinen neuen Trainer. „Ich habe gewusst, was ich da tue“, sagte Wolfgang Wolf.

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