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© dpa

Immer mehr deutsche Trainer: DEL: Eine Generation drängelt

Immer mehr DEL-Klubs setzen auf deutsche Trainer, auch beim Gast der Eisbären am Freitag ist es so. Beim EHC Straubing ist seit dieser Saison Jürgen Rumrich Chefcoach.

Berlin - Früher, zu seligen Bundesligazeiten, da war es einfach im deutschen Eishockey. Deutsche Trainer gab es wenige, aber viele ausländische Coaches, die ein wenig deutsch sprechen mussten, weil es eine Beschränkung von zwei Ausländern pro Team gab, erinnert sich der einstige Profi Andreas Brockmann. Deshalb sei aber nicht alles gut gewesen, sondern oft banal. Da wurden die Spieler schon mal mit einem „jetzt spielt Eishockey“, aufs Eis geschickt. Heute in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist alles etwas komplizierter, sagt der Trainer der Nürnberg Ice Tigers. Ein Coach müsse nicht nur motivierender Dompteur sein, sondern Psychologe, Wissenschaftler und Sprachkoryphäe in einer Person. „Wegen der vielen Nordamerikaner in den Teams muss ein Trainer vor allem Englisch sprechen. Kann er das nicht sehr gut, hat er das Problem, dass eishockeyspezifische Dinge verloren gehen können.“

Brockmann ist einer von sechs deutschen Trainern, die in dieser Saison in der DEL hinter der Bande stehen – so viele gab es in der von nordamerikanischen Einflüssen stehenden Liga noch nie. Aber die Zeiten ändern sich, sagt Jürgen Rumrich, seit Beginn der Spielzeit Cheftrainer beim EHC Straubing. Nachdem sich die DEL von den Folgen des Bosman-Urteils erholt hat, ist der Anteil deutscher Spieler auf über 60 Prozent gestiegen. Da sei es nur logisch, dass heimische Trainer ihre Chance bekämen. „Wir sind eine neue Generation, die auf den Markt drängt“, sagt Rumrich. Zur drängenden Generation gehören neben Rumrich und Brockmann Ulrich Liebsch (Iserlohn), Harold Kreis (Düsseldorf) und Toni Krinner, Trainer in Wolfsburg. Er habe viel Ehrgeiz gebraucht, sagt Krinner. „Wie viele von uns habe ich mich geduldig durch untere Ligen hochgearbeitet.“ Das schult. Seine Generation hat laut Rumrich vor allem eines gelernt: sich Respekt zu verschaffen, auch bei Personal, das aus Ländern kommt, in denen Eishockey eine größere Rolle spielt als in Deutschland. „Ich konnte noch nicht feststellen, dass irgendein Spieler an meiner Autorität gezweifelt hätte“, sagt Rumrich. „Ich habe international gespielt und weiß, worauf es ankommt.“

Sich Respekt verschaffen – jahrelang konnte das nur einer: Hans Zach. Er ist der letzte deutsche Trainer, der Deutscher Meister mit seinem Team wurde. 1993 war das, mit Düsseldorf. Der kantige Bayer ist noch aus einer anderen Generation. Rumrich glaubt aber, dass der „Einzelkämpfer Zach“ Wegbereiter war für die Nachrückenden. Zach sei wegen seiner markigen Ansagen ein guter Öffentlichkeitsarbeiter, sagt Brockmann: „Es ist wichtig, dass du einen Trainer hast, der nicht nur gut, sondern auch auf Deutsch verkaufen kann.“ Immer mehr Klubs würden das so sehen. „Das Interesse deutscher Trainer an der Entwicklung des Eishockeys ist oft höher als bei einem ausländischen Trainer, der nach einer Saison weiterzieht.“

Rumrich sieht aber auch da eine neue Entwicklung. Bei den Eisbären Berlin etwa, bei denen er heute mit Straubing gastiert (Beginn 19.30 Uhr), fördere ein US-Amerikaner junge deutsche Spieler: „Don Jackson trägt die Philosophie des Klubs. Ich denke nicht, dass er etwas anders macht als es ein deutscher Trainer machen würde.“ Auffällig ist allerdings, dass eher kleine Klubs wie Straubing auf deutsche Trainer setzen. Rumrich sieht es nicht als Makel. „Es geht ja auch erst los mit uns deutschen Trainern in der Liga.“

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