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Sport: Immer schön auf den Kahn hören

Bayerns Torhüter hat seinen Anteil am 2:0-Sieg gegen Wolfsburg

München. Das ergiebigste Zwiegespräch des Nachmittags entspann sich zur Halbzeitpause in der Kabine des FC Bayern. Oliver Kahn gesellte sich zu Bastian Schweinsteiger, um dem jungen Kollegen die Dramaturgie der folgenden Dreiviertelstunde vorauszusagen: „Er hat mir gesagt, dass ich noch’s Tor mach“, berichtete Schweinsteiger nach dem Abpfiff, „da hab ich gefragt: wieso? Er hat gemeint, in Wolfsburg hast du auch getroffen. Da hab ich gemeint: Okay, wenn du das sagst, dann machen wir es halt so.“

Eine gute halbe Stunde später löste Schweinsteiger sein Versprechen ein, und weil er ein artiger Mensch ist, lief er danach über den gesamten Platz, um sich bei Oliver Kahn für den Hinweis zu bedanken. Drei, vier Kollegen hatten sich zuvor als Gratulanten beworben, der 19-Jährige ließ sie alle stehen, um Sekunden später in den ausgebreiteten Armen des Torwarts zu versinken.

Schweinsteigers Treffer zum verdienten 2:0 war die Entscheidung im Spiel des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg – zugleich schien es wie eine sehr bildhafte Antwort auf die Frage, ob der Kapitän Kahn an Autorität verloren habe in der Mannschaft nach seinem Fehlgriff gegen Real Madrid, der in den vergangenen Tagen allerlei Meinungsbeiträge quer durch die Republik ausgelöst hatte. Trainer Ottmar Hitzfeld sah sich nach dem Spiel zu der Aussage veranlasst, Kahn habe „erneut unter Beweis gestellt, dass er einer der besten Torhüter der Welt ist“. Wenn diese Einschätzung auch ein wenig überschwänglich klang, zeigte Kahn gegen Wolfsburg eine sehr solide Leistung: Er blieb erstmals in diesem Jahr ohne Gegentor und zeigte dabei zwei starke Paraden.

Die Höhepunkte waren sonst eher dünn gesät bei Bayerns zweitem Bundesliga-Heimsieg hintereinander. „Die Frische hat gefehlt, um zu unserem Spielfluss zu finden“, sagte Hitzfeld mit Blick auf die Anstrengungen in der Champions League vier Tage zuvor. Nach der frühen Führung durch Roy Makaay, der einen schnell ausgeführten Freistoß von Zé Roberto von der Strafraumgrenze in den Torwinkel wuchtete, machte lange Zeit Wolfsburg das Spiel. Einige Chancen sprangen dabei heraus – die beste durch Diego Klimowicz entschärfte Oliver Kahn per Blitzreaktion –, doch mit dem Halbzeitpfiff endeten die energischen Bemühungen der Wolfsburger. Deren Trainer Jürgen Röber hatte den Eindruck, dass einige seiner Spieler „zufrieden damit waren, sich Respekt verschafft zu haben“. Der Coach bemängelte: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns nicht mehr durchgesetzt und gezeigt, wozu wir fußballerisch in der Lage sind.“

Die Bayern nutzten den schwindenden Widerstand und kamen ihrerseits zu einigen Gelegenheiten. Nach einer Hereingabe Willy Sagnols behielt Bastian Schweinsteiger im Strafraum des VfL die Übersicht und schob überlegt zum 2:0 ein. Der Rest war wie so oft bei den Bayern Routine.

Auf den Drittplatzierten VfB Stuttgart haben die Münchner mit fünf Punkten nun einen recht komfortablen Vorsprung; auf Tabellenführer Bremen fehlen aber weiterhin sieben Punkte. Das sei keine aussichtslose Situation im Meisterschaftsrennen, befand Michael Ballack. „Werder hatte noch keine Schwächeperiode in dieser Saison“, sagte er, „natürlich stehen ihre Chancen im Moment sehr gut, aber wenn sie schwächeln, sind wir da.“ Es klang, als hätten sie beim Deutschen Meister zum Ende dieser turbulenten Woche wieder auf Angriff umgeschaltet.

Daniel Pontzen

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