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Sport: Immer weiterlaufen

Doppelweltmeisterin Kelli White werden wohl ihre Titel wegen Dopings aberkannt – gesperrt wird sie nicht

Berlin (Tsp). Morgen wird sie wieder laufen. Kelli White will beim GoldenLeague-Meeting in Brüssel an den Start gehen. Die Doppelweltmeisterin im Sprint wird nach ihrem positiven Dopingtest keine zweijährige Sperre erhalten, voraussichtlich aber beide in Paris gewonnenen Goldmedaillen wieder abgeben müssen.

Die Dopingsubstanz Modafinil, die nach dem 100-Meter-Finale in ihrer Urinprobe nachgewiesen wurde, wurde vom Leichtathletik-Weltverband IAAF in die Kategorie der leichteren Stimulanzmittel (Ephedrine) eingestuft. White wäre nur dann für zwei Jahre gesperrt worden, wenn der Wirkstoff Modafinil der höheren Kategorie der Amphetamine zugeordnet worden wäre.

White muss wahrscheinlich ihre beiden Titel und jeweils 60 000 Dollar Preisgeld zurückgeben, obwohl sie nach dem 200-m-Sieg negativ getestet worden war. „Die Disqualifikation gilt nicht nur für einen Wettbewerb, sondern für die gesamten Weltmeisterschaften“, sagte IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai. Dann würden Whites Teamkollegin Torri Edwards (100 m) und der Russin Anastasija Kapatschinskaja (200 m) die Titel zugesprochen.

Vorher erhält White aber noch die Gelegenheit einer Anhörung durch den US-amerikanischen Verband, der dann die Konsequenzen beschließt. Werden diese von der IAAF anerkannt, gilt das Urteil als verbindlich. Wenn nicht, würde der Internationale Sportgerichtshof angerufen. Die 26-Jährige hatte erklärt, dass sie das Mittel zur Behandlung der in ihrer Familie mehrfach vorkommenden Erkrankung Narkolepsie (Tagesschläfrigkeit) eingenommen habe.

Die US-Meisterin, die am Dienstagabend mit ihrem Freund, dem deutschen Speerwerfer Boris Henry, gut gelaunt in der Fernsehsendung „TV Total“ auftrat, beteuert ihre Unschuld: „Das Medikament ist nicht verboten. Deshalb habe ich keine Ausnahmegenehmigung beim Weltverband beantragt.“ White bleibt kämpferisch: „Mein Ruf hat Schaden genommen, aber ich will um meine Medaillen kämpfen. Ich habe die ganze Saison gearbeitet, um sie zu gewinnen.“

Modafinil steht, im Gegensatz zu früher, momentan nicht auf der Verbotsliste der Welt-Antidoping-Agentur Wada. Es zählt aber weiterhin zur Kategorie der „verwandten Substanzen“ von Stimulanzmitteln. Kelli White sagt: „Die Dopingbestimmungen sind für uns Athleten oft schwer zu verstehen.“

Die Regeln sind kompliziert und international uneinheitlich. Nach dem Golden-League-Meeting 2002 in Paris wurde White die Einnahme von Kortison nachgewiesen. Das stand auch nicht auf der Dopingliste der Wada, ist aber in Frankreich verboten. White wurde für sechs Monate in Frankreich gesperrt, die IAAF verfolgte den Fall nicht.

Für den Zeitraum der WM in Paris galten auch in Frankreich nur die Regeln der Wada. Die Anti-Doping-Agentur führt das jetzt von White eingenommene Modafinil wieder ab 2004 ausdrücklich auf der Verbotsliste.

Der Chef des US-Leichtathletik-Verbandes, Craig Masback, fordert nun „eine einheitliche Liste der verbotenen Produkte“. Er kündigte mehr Aufklärung für die von den Bestimmungen angeblich überforderten Athleten an: „Wir müssen sie besser ausbilden. Wir tun es jetzt schon, aber das reicht nicht.“

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