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Sport: In 18 Monaten drei Mal verletzt - doch Herthaner Kjetil Rekdal gibt sich kämpferisch

Er bezeichnet sich selbst als "stark, ehrgeizig und besessen". Eigenschaften, die ihm in den langen Leidenszeiten halfen.

Er bezeichnet sich selbst als "stark, ehrgeizig und besessen". Eigenschaften, die ihm in den langen Leidenszeiten halfen. So auch diesmal. Kjetil Rekdal will es noch einmal packen. Noch sei er, so Rekdal, "nicht konkurrenzfähig". Aber in den nächsten dreieinhalb Wochen bestreite Hertha BSC acht Spiele - und da sehe er eine gute Chance für sich.

Am 11. August gab sich Rekdal weit weniger kämpferisch. Da standen dem Hünen Tränen in den Augen. Im Spiel gegen Anorthosis Famagusta, beim unglücklichen Zusammenstoß des Norwegers mit seinem isländischen Mannschaftskameraden Eyjölfur Sverrisson, erlitt er zum dritten Male binnen 18 Monaten einen Bruch des linken Wadenbeins. Da hatte er nach eigenem Bekunden "die Schnauze voll", erwog gar das Ende seiner Fußballer-Karriere.

Da war nicht nur die Bitterkeit der wieder so langen Zwangspause, da war auch die bange Frage, ob seine Knochen vielleicht einer größeren Belastung nicht mehr standhalten würden. "Wir haben alles genau untersucht. Seine Knochen wiesen absolut keine Anomalie auf", beruhigte Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher. Erwogen wurde kurzzeitig die Implantation einer Schiene, um das Bein zu stabilisieren. Doch auch Spezialisten in seiner Heimat, denen Rekdal die Röntgenbilder vorlegte, sahen dafür keine Notwendigkeit.

Also machte der fast 31-Jährige alsbald das, was er schon so oft vorher gemacht hatte: Krafttraining, Fahrrad fahren, Aqua-Jogging, Tag für Tag, Woche für Woche. Täglich oft fünf Stunden, weit mehr als das übliche Trainingspensum. Jetzt ist er wieder in den Kreis seiner Teamkollegen zurückgekehrt. Doch er weiß, "dass ich noch hart arbeiten muss, weil mir noch Spritzigkeit und Schnelligkeit fehlen". Er weiß auch, dass er als Mannschaftskapitän keinen Bonus genießt. Sein Trainer Jürgen Röber hat unmissverständlich erklärt, er werde nicht nach Namen, sondern nach Fitness aufstellen. Da heißt es, noch mehr an sich zu arbeiten. Und die Angst vor einem erneuten Malheur zu überwinden. Zumindest im Unterbewusstsein ist sie da, auch wenn es Rekdal nicht zugeben mag.

Doch da ist ja auch besagter Ehrgeiz. Bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr will der 79fache Nationalspieler noch einmal, zum letzten Male, die Stiefel für sein Land schnüren. Ob er dann für Hertha kickt, lässt Rekdal nach nun schon elf Jahren Ausland offen. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Angebote aus Norwegen hat er genug, sei es als Spielertrainer oder Coach. In Molde, wo er seine Kindheit verbrachte, will er demnächst ohnehin ein Haus bauen oder kaufen. Seine Frau Reidun spricht immer öfter von der Heimat, wo ihre Eltern und Verwandten wohnen, Sohn Niklas soll in Norwegen eingeschult werden.

Aber erst will es Kjetil Rekdal noch einmal wissen. Bei Hertha.

Klaus Rocca

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