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Sport: In den Wechselwochen

Alba Berlin kann im Halbfinale gegen Bamberg zwölf Spieler einsetzen – für Vladimir Petrovic ist das ein Nachteil

Berlin Es ist Vladimir Petrovic peinlich, dass er auf dem Parkplatz der Max-Schmeling-Halle vor einem weißen Opel Corsa stehen bleiben muss. „Das ist nicht mein Auto“, sagt der Flügelspieler von Alba Berlin. Um ihn herum parken die Autos der anderen Berliner Basketballprofis: ein Golf, ein Passat oder auch ein Mercedes-Coupé. Petrovic aber zwängt sich in den Kleinwagen. „Das ist das Auto meiner Freundin“, erklärt der Serbe, „normalerweise fahre ich ein anderes Auto.“

Würde jedoch Alba Berlin die Autos nach jedem Spiel neu und leistungsgerecht verteilen, führe Petrovic momentan das richtige Auto. So bescheiden waren seine Darbietungen in der Viertelfinalserie gegen Leverkusen, die Alba Berlin mit 3:1 Siegen gewann. Lediglich im zweiten Spiel erzielte Petrovic 21 Punkte, doch in jener Begegnung hatten er und die anderen Berliner Basketballer vergessen, dass man auch verteidigen muss – und verloren hoch. In den Spielen aber, die Alba Berlin gewann, wurde die Hilfe von Vladimir Petrovic nicht benötigt. Vor dem heutigen ersten Halbfinalspiel gegen GHP Bamberg (19.15 Uhr, Max-Schmeling-Halle) fordert Trainer Emir Mutapcic von seinem Flügelspieler: „Er muss bereit sein für die einfachen Sachen: Verteidigung, Rebounds – und er muss andere motivieren.“

Eigentlich hat Vladimir Petrovic andere Qualitäten: Dreipunktewürfe, bei denen der Verteidiger direkt vor ihm steht, oder Dunkings, bei denen er an der Grundlinie unter dem Korb vorbeiläuft und den Ball von der anderen Seite in den Korb stopft. Doch selbst das will ihm nicht mehr gelingen.

„Das ist nicht so schlimm“, sagt Petrovic, „Hauptsache, die Mannschaft rückt ihrem Ziel näher.“ Sein Leistungstief führt er auf die große Anzahl an Spielern zurück, auf die Emir Mutapcic zurückgreifen kann. Auch heute hat Albas Trainer wieder zwölf Spieler zur Verfügung. Bamberg hingegen kann nur acht gleichwertige Profis aufbieten. „Das ist unser Vorteil, den wir nutzen müssen“, sagt Mutapcic.

Für Petrovic ist das ein Nachteil. „Die Situation macht mich ein bisschen nervös“, sagt er. Weil mehr Spieler zur Verfügung stehen, bekommt er weniger Spielzeit. Mutapcic kann in diesen Wochen fleißig wechseln, wer nicht seine Leistung bringt, findet sich sofort auf der Bank wieder. „Ich war es gewohnt, rund 30 Minuten lang auf dem Feld zu stehen“, sagt Petrovic, „jetzt ist das weniger.“ Nun muss er in kurzer Zeit alles zeigen, wird nervös – und zeigt gar nichts.

Dabei war er in der vergangenen Saison derjenige, der die Berliner zur siebten Meisterschaft führte. Im vierten Spiel in Braunschweig, als das Heimteam sich bereits im Finale wähnte, drehte er fast im Alleingang die Partie. „Damals waren Marko Pesic und Henrik Rödl verletzt“, sagt Petrovic, „jetzt gibt es mehr Spieler für eine Position.“

Ihm bleibt genügend Zeit, sich zu verbessern. Neben Mithat Demirel und Szymon Szewczyk ist er der einzige Spieler, dessen Vertrag auch in der kommenden Saison gültig ist. Zwar gibt es eine Option, nach der ihn ein Klub gegen eine Ablösesumme aus dem Vertrag herauskaufen kann. Ein Verein meldete sich nach seiner guten Europaligasaison, in der er mit durchschnittlich 17 Punkten Berlins Topscorer war. Doch Petrovic sieht seine Zukunft in Berlin.

„Ich möchte gerne Deutsch lernen“, sagt der 27-Jährige. Spanisch hatte er gerade gelernt, als er im Februar 2003 nach Berlin kam. Da hatte er keine Lust auf die nächste Sprache. Doch jetzt ist es so weit. Die Berliner Freundin, die er seit einem halben Jahr hat, dürfte auch ein Grund dafür sein.

Sein Bruder, der mit der Mutter in Belgrad lebt, wird ihn am am Freitag besuchen. „Zum ersten Mal seit einigen Jahren sieht er wieder ein Basketball-Spiel von mir, das ist noch mehr Motivation für mich“, sagt Vladimir Petrovic. Mit einer schwachen Leistung möchte er ihn dann nicht belästigen. Sich selbst natürlich auch nicht.

Heute im Fernsehen:

Alba Berlin – GHP Bamberg, live

in DSF und TV Berlin

SPIELBEGINN 19.15 Uhr

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