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Sport: In den Zweifel gegangen

Der VfB Stuttgart gewinnt 2:1 gegen Bielefeld und sucht doch nach Sinn und Form

Es ist lange her, dass die Männer mit dem roten Brustring nach fast jedem Einsatz ein Loblied auf Harmonie und Teamgeist sangen. Es gab Geschichten über gemeinsame Unternehmungen beim VfB Stuttgart. Jede schwierige Situation schien problemlos gemeistert zu werden. Inzwischen hangeln sich die Stuttgarter nur noch von Spiel zu Spiel. Mit welchem taktischen Konzept die Mannschaft derzeit spielt, kann niemand genau sagen. Sicher ist nur: Die Verunsicherung zieht trotz der guten Tabellenposition (Platz vier) ihre Kreise.

Torwart Timo Hildebrand, der selbst durch ein monatelanges Vertragstheater einige Unruhe ausgelöst hat, betont fast täglich: „Das ist nicht der VfB, den ich kenne. Bei uns hängen sich nicht alle so rein, wie es sein müsste.“ Nationalstürmer Kevin Kuranyi hat seit 425 Spielminuten kein Tor mehr erzielt, am Wochenende humpelte er verletzt vom Feld. „Wir sind nicht zufrieden“, berichtet Kapitän Zvonimir Soldo. Nach dem 2:1 über Arminia Bielefeld war das nicht anders. Die meisten der 28 000 Zuschauer pfiffen schon zur Halbzeit. „Die Mannschaft sitzt danach in der Kabine und geht in den Zweifel“, erzählte VfB-Trainer Matthias Sammer.

Allein mit dem holprigen Rasen im Daimlerstadion, einem Acker, der kein ordentliches Spiel mehr gestattet, lässt sich die schwäbische Suche nach Sinn und Form nicht erklären. Auch gegen Bielefeld wurden die Probleme der Stuttgarter deutlich. Trainer Matthias Sammer klagt über mangelndes Flügelspiel, unter dem vor allem Kuranyi zu leiden habe: „Wir spielen zu viel durch die Mitte. Wen soll ich noch bringen, ich habe nichts anderes.“ Intern fordert Sammer neue Spieler, der Klub aber will nach Jahren finanzieller Engpässe keine kostspieligen Abenteuer eingehen. Patrick Owomoyela, Delron Buckley und Thomas Hitzlsperger sind im Gespräch.

Seitdem der linke Außenverteidiger Philipp Lahm verletzt zuschauen muss und Nationalspieler Andreas Hinkel auf der rechten Seite der Form besserer Tage hinterherläuft, üben die Schwaben keinen Druck mehr über die Flügel aus. Im Mittelfeld dreht Aliaksandr Hleb einsam seine Kreise und fällt durch extreme Formschwankungen auf. Martin Stranzl, eigentlich als Innenverteidiger verpflichtet, musste mehrmals auf der rechten Mittelfeldseite in eine offensive Rolle schlüpfen, die ihn überfordert.

Trainer Matthias Sammer, dem inzwischen die Taktik und das mangelnde Durchhaltevermögen seiner Mannschaft zum Vorwurf gemacht werden, versucht, seine Spieler „mehr in die Verantwortung“ zu nehmen. Sieben Spieler berief er mittlerweile in den Mannschaftsrat. „Wir brauchen Stabilität und Konstanz“, sagt Sammer.

Immerhin mühten sich die Stuttgarter gegen die schwachen Bielefelder, deren Trainer Uwe Rapolder eingestand: „Das ist nicht mehr die Bielefelder Mannschaft, die in der Hinrunde vor allem auswärts eine glänzende Phase hatte.“ Der VfB besaß am Samstag ein deutliches Übergewicht an Strafraumszenen und Chancen. Wieder jedoch dominierte das Spiel durch die Mitte, dem die Bielefelder einen kompakten Abwehrriegel entgegenstellten.

Erst in der zweiten Halbzeit fielen die Tore in einem Spiel, „das den Zuschauern keinen Spaß gemacht hat“, wie Rapolder sagte. In Stuttgart ist das inzwischen nichts Neues mehr.

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