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Null-Mann-Show. Wolfsburgs Verteidiger Naldo (l.) und Dante entnervten Reals Cristiano Ronaldo im Hinspiel.

© dpa

In der Champions League gegen Real Madrid: VfL Wolfsburg: Engelchen oder Teufelchen?

Ob Real Madrid im Viertelfinale der Champions League ausscheidet, hängt auch davon ab, welches seiner beiden Gesichter der Bundesligist zeigt.

Von Christian Otto

Was Klaus Allofs seinen Profis kurz vor ihrem Gastspiel bei Real Madrid zu sagen hatte, klangt so eindringlich wie eine Reisewarnung. „Bei der Partie in Madrid werden Dinge passieren, an die unsere Spieler bisher noch nicht geglaubt haben“, befürchtet der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg für das Spiel heute (20.45 Uhr/Sky live). Im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League soll der 2:0-Sieg aus der Vorwoche mit dem Einzug in die Runde der letzten vier Mannschaften veredelt werden. Aber dass Real derzeit angeschlagen, böse und angriffslustig auftritt, macht den Ausflug des VfL nach Spanien nicht gerade einfacher.

Abwehrchef Naldo im Abschlusstraining verletzt - kann er spielen?

Die Wolfsburger Profis klangen dennoch ziemlich mutig. „Wir haben Respekt, aber keine Angst“, versicherte Abwehrchef Naldo. Der Mann hat bereits 31 Begegnungen für Werder Bremen und den VfL in der Champions League absolviert. Seine Rückkehr nach einer auskurierten Schulterverletzung sollte der Mannschaft Halt geben, aber Naldo verletzte sich im Abschlusstraining. Ob er mitwirken kann, ist ungewiss. Ohne ihn dürfte die Aufgabe vor rund 80.000 Zuschauern im berüchtigten Bernabéu-Stadion noch schwieriger werden.

Das Starensemble von Real ist nach der Niederlage in Wolfsburg mit so manchem gehässigen Kommentar bedacht und in den sozialen Netzwerken als eine Ansammlung von Trotteln dargestellt worden. Dazu kam der Spott von der Gegenseite. „Die kennen mich jetzt“, hatte Wolfsburgs frecher Mittelfeldspieler Maximilian Arnold getönt. Er läuft heute Gefahr, das international etablierte Real von einer anderen, weniger charmanten Seite kennenzulernen. „Wir werden versuchen, Wolfsburg zu überrollen“ – diese Kampfansage von Verteidiger Daniel Carvajal war bei der Ankunft der Wolfsburger Delegation in Madrid der örtlichen Tagespresse zu entnehmen.

Im Alltag tut sich Wolfsburg schwer

Wie viel Spaß es machen kann, bei einer der weltbesten Mannschaften anzutreten, die man eben noch gedemütigt und verdient besiegt hat, wird sich zeigen. „Im Hinspiel sind wir an Grenzen gegangen. Seitdem wird jeder von uns ständig mit diesem Duell gegen Real konfrontiert“, berichtet Cheftrainer Dieter Hecking.

Was seine Mannschaft nach der Vizemeisterschaft und dem Pokalsieg im Vorjahr zuletzt im Alltagstrott der Bundesliga zu bieten hatte, war wenig erbauend. Das Besondere scheint diese Mannschaft, die mit einer vom Verein gecharterten Maschine von Braunschweig nach Madrid geflogen wurde, einfach deutlich mehr zu locken als das Alltägliche. Der Absturz bis auf den achten Tabellenplatz in der Bundesliga steht im krassen Gegensatz zu einer bemerkenswerten Bilanz. Von ihren bisherigen neun Partien in der Champions-League-Saison 2015/16 haben die Wolfsburger immerhin sieben gewonnen.

Der VfL könnte in der Liga den Europapokal verpassen

„Es ist hauptsächlich der Kopf. Engelchen und Teufelchen melden sich im Wechsel zu Wort“, sagt Hecking über die Flausen seiner Mannschaft. Was lustig klingt, ist eine ernste Angelegenheit. Im Ligaalltag droht seine millionenschwer besetzte Mannschaft den Europapokal komplett zu verpassen. Die hohen Saisonziele sind bereits zu den Akten gelegt worden. In der Champions League liegt die große Chance nun darin, mit einem Triumph über Real Madrid einen enormen Imagegewinn erzielen zu können.

Dafür will die Mannschaft so mutig wie möglich ihren Weg gehen. „In solch einem Spiel rennt man ganz von alleine. Ich ordne die Partie in Madrid ganz oben an“, versichert Offensivspieler André Schürrle. Der Mann ist Nationalspieler und seit 2014 sogar Weltmeister. Und doch nennt er das, was ihn mit dem VfL heute erwartet, „einfach nur geil“. Es ist die Chance, auf einen Schlag so manches zu reparieren, was im Ligaalltag nicht funktioniert hat.

„Alle haben geglaubt, dass dieses zweite Spiel gegen Madrid eine Urlaubsreise für uns wird. Aber wir haben weltweit für Furore gesorgt. Real wird sich anstrengen müssen“, glaubt Allofs. Der VfL-Boss hält die Spannung in einer Spielzeit hoch, in der die Wolfsburger bisher ein sehenswertes Spiel gegen Madrid gewonnen und sonst auch schon eine ganze Menge verloren haben.

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