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Du kriegst den Mund nicht zu. Der Technik des Berliner Torschützen Karim Benyamina kann Bielefelds Markus Schuler nur einen schrägen Blick abgewinnen. Foto: dpa

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Sport: In der Fremde angekommen

Der 1. FC Union gewinnt in Bielefeld mit 2:1 nach 17 Spielen wieder auswärts

Wenn man weit unten in der Tabelle angelangt ist, kommt es im Fußball oft nicht mehr auf die Qualität einer Mannschaft an. Trifft ein schlecht gestartetes Team (Union) auf ein noch schlechter gestartetes (Bielefeld), werden andere Dinge wichtiger. Der größere Wille zum Beispiel oder die stärkeren Nerven. Diese beiden Komponenten hatte Trainer Uwe Neuhaus schon vor dem Spiel am Freitagabend zwischen dem Tabellenletzten Arminia Bielefeld und seinem 1. FC Union als entscheidend ausgemacht. Und die Mannschaft von Neuhaus wollte. Sie ackerte, rannte und kämpfte. Und feierte so nach 17 sieglosen Auswärtspartien in Folge durch ein 2:1 (0:0) erstmals wieder einen Erfolg auf fremdem Boden. „Ich bin erleichtert, dass es mal wieder geklappt hat“, sagte Unions Trainer. „In letzter Zeit hätte man ja verzweifeln können.“

Verzweifelt aber traten die Gäste aus Berlin keinesfalls in Bielefeld auf. Im Gegenteil, der Wille war vorhanden, nur mit ihren Nerven hatten sie zu Beginn ihre Probleme. Einige Male agierten die Unioner überhastet oder nervös – je näher sie dem Bielefelder Tor kamen. Paul Thomik drosch den Ball schon in der fünften Minuten ohne Not übers Tor, zehn Minuten später vergab Chinedu Ede nach schöner Hereingabe von Karim Benyamina völlig freistehend die beste Unioner Chance der ersten Hälfte. Doch damit nicht genug: Benyamina verfehlte selbst nochmal und Torsten Mattuschka scheiterte per Freistoß.

Chancen ergaben sich für Union im Minutentakt. Wer die bessere Mannschaft war, dürfte jeder einzelne der 10 112 Zuschauer in der Bielefelder Arena erkannt haben. Die erste ernstzunehmende Torchance erarbeiteten sich die Arminen erst in der 34. Minute. Oliver Neuville, der als eine Art letzte personelle Hoffnung ins Team zurückgekehrt war, verfehlte jedoch knapp. Neuville ist ein Teil des Bielefelder Krisenmanagements, ein anderer heißt Christian Ziege. Der Arminia-Trainer hatte vor dem Spiel von der Klubführung das Ultimatum gestellt bekommen, aus drei Partien mindestens sechs Punkte holen zu müssen, um im Amt zu bleiben.

Davon war Ziege gestern weit entfernt, vor allem Weil Union „dominant und kompakt aufspielte“ (Neuhaus). In der 61. Minute sollte sich das auch auszahlen, als Dominic Peitz nach einem Freistoß Mattuschkas einen Kopfball tatsächlich im Tor unterbrachte – und die etwa 1000 mitgereisten Berliner Fans jubeln ließ. Keine drei Minuten später war es allerdings schon wieder vorbei mit der Köpenicker Ausgelassenheit. Unions Torhüter Jan Glinker sprang am Ball vorbei und ermöglichte Besart Berisha so den Torschuss zum 1:1. Da war sie wieder, die Unioner Anspannung, die zuletzt häufiger zu Fehlern geführt hatte. „Man fängt dann natürlich an zu zittern und denkt: nicht schon wieder“, sagte Benyamina. Nein, nicht schon wieder. Denn diesmal rissen sich die Berliner zusammen und brauchten nicht mehr viele Möglichkeiten, um auch zu treffen. Benyamina selbst war es, der in der 73. Minute die erneute Führung erzielte.

Dass John Jairo Mosquera kurz vor Schluss sogar noch zweimal am Pfosten scheiterte, scherte die Berliner Fans kaum noch. Ihre Mannschaft war an diesem Abend nicht nur die bessere, sondern auch die charakterstärkere. „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war beeindruckend“, sagte Torwart Glinker. Bielefelds Profis saßen dagegen noch eine ganze Weile nach dem Schlusspfiff sichtlich angeschlagen auf dem Rasen. Und ihr Trainer Ziege blickte schon auf Stufe zwei seines Ultimatums, das Spiel am nächsten Samstag beim FC Augsburg: „Ich werde nicht aufgeben“, sagte er.

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