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Sport: In der Lehre beim Meister

Kiel deckt in Berlin die Schwächen der Füchse auf

Berlin - Mit finsterer Miene saß Jörn- Uwe Lommel noch eine Stunde nach dem Spiel gegen den THW Kiel im VIP-Bereich der Max-Schmeling-Halle. „Soll ich es jetzt toll finden, dass wir erst in letzter Sekunde verloren haben?“, fragte er. Das 26:27 gegen das beste Handball-Klubteam der Welt nervte den Trainer der Füchse Berlin sehr. „Uns fehlt es an Coolness, sonst wäre das nicht passiert“, sagte Lommel. Natürlich hatten dem 50-Jährigen „die tolle Atmosphäre mit 10 000 Zuschauern und die Spannung des Spiels“ gutgetan, aber letztlich schmerzte mehr die Niederlage. „Ich will immer gewinnen, auch gegen Kiel“, erklärte Lommel.

Dass diese Aussage nichts mit Realitätsverlust gemein hat – schließlich standen sich ein mit Stars besetztes Team und der Aufsteiger in die Handball-Bundesliga gegenüber –, war seiner Analyse danach zu entnehmen: „Unsere rechte Angriffsseite hat mir überhaupt nicht gefallen, und vom Kreis kommt ebenfalls zu wenig.“ Einerseits ließ Andrius Stelmokas in der Schlussphase sogenannte „Hundertprozentige“ aus, andererseits hinterließ der Ägypter Hany El Fakharany nicht zum ersten Mal den Eindruck, seine Würfe mit geschlossenen Augen auszuführen. Kiel wäre ohne diese Aussetzer besiegbar gewesen, auch weil die Mannschaft am Ende ihrer Kräfte ist. Für die Ansprüche der Füchse, die sich in der kommenden Saison einstellig platzieren wollen, reichte ihre Leistung nicht aus. Stelmokas wird die Füchse verlassen und durch Enrico Göde ersetzt. Der 26 Jahre alte, 2,07 Meter große Hüne soll für mehr Torgefahr sorgen, auch der Deckungsmitte mehr Stabilität verleihen. Ausreichend wird diese Personalie nicht sein.

Das Spiel gegen den Deutschen Meister war eine Lehrstunde in Sachen Angriffsschwäche der Füchse. Da konnten Mark Bult und Christian Caillat noch so hoch springen, ihre Würfe blieben dennoch oft wirkungslos. Die Aussage von Manager Bob Hanning, dass „noch zwei, drei neue Spieler geholt werden“, gewinnt nach dem Spiel gegen den THW zusätzliche Bedeutung. Zwar wurden die Spieler für ihren kampfstarken Auftritt am Sonntag verdientermaßen gefeiert wie Sieger, doch für Lommel blieb das eine Momentaufnahme. Die blieb letztlich auch die Rote Karte für Konrad Wilczynski in der Schlussminute wegen eines Fouls an Kim Andersson. Uwe Stemberg, der Bundesliga-Spielleiter, stellte klar: „Dafür gibt es keine Sperre. Es war allein eine Unsportlichkeit im Spiel, kein vorsätzliches Zeitschinden durch eine unfaire Aktion.“

Damit kann Wilczynski auch am kommenden Mittwoch in Hamburg um die Torjägerkrone kämpfen. In der Bundesliga-Statistik liegt er als Zweiter mit 203 Toren noch vier Treffer hinter Savas Karipidis aus Melsungen und fünf vor Nikola Karabatic vom THW. Einen wie Lommel interessiert diese Wertung kaum, „ich erwarte in den letzten drei Spielen in Hamburg, gegen Lemgo und in Lübbecke, dass die Fehler weniger werden.“ Der Klassenerhalt allein reicht ihm nicht. „Hängenlassen gibt es nicht“, sagt er deshalb.

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