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Alba Berlin

© dpa

In der O2-World gegen Rom: Albas Comeback in Europa

Die Basketballer von Alba Berlin treten heute Abend gegen Rom erstmals nach vier Jahren wieder in der Europaliga an - daheim in der großen neuen Halle.

Wenige Sekunden waren noch zu spielen am 18. Februar 2004 in der Max-Schmeling-Halle. Alba Berlin führte 70:69 gegen Olympiakos Piräus. 0,8 Sekunden vor dem Ende verwandelten die Griechen bei angehaltener Uhr zwei Freiwürfe zum 71:70-Sieg gegen das Team um DeJuan Collins und Marko Pesic. Die bislang letzte Europaliga-Saison des Basketball-Bundesligisten endete mit der elften Niederlage im 14. Spiel. Die nächsten Jahre trat Alba im international zweitklassigen Uleb-Cup an und kam auch dort meist nicht über die Gruppenphase hinaus. Das hinderte die Berliner freilich nicht, von höheren Sphären zu träumen.

Am Donnerstag nun ist der Tag da, auf den Alba viereinhalb Jahre lang gewartet hat. Um 20 Uhr beginnt in der Arena am Ostbahnhof vor mehr als 10000 erwarteten Zuschauern das Europaligaspiel gegen Lottomatica Rom. „Das ist gleich ein Kracher“, sagt Spielmacher Steffen Hamann, „jahrelang hat Berlin nicht Europaliga gespielt. Wir brennen alle darauf.“ Fernziel des Deutschen Meisters ist es, in einer der modernsten Arenen Europas Anschluss an die europäische Spitze zu finden. „Bis wir uns dort dauerhaft etablieren, werden sicher fünf bis zehn Jahre ins Land gehen“, hat Geschäftsführer Marco Baldi vor Saisonbeginn gesagt. Sportdirektor Henning Harnisch gibt denn auch bescheidene Ziele aus: „Wir wollen uns gut präsentieren und Spiele gewinnen. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man sagt, man will das Top 16 oder Top 8 erreichen. Dazu waren wir zu lange weg.“

Das Erreichen des Achtelfinals wäre für Alba ein riesiger Erfolg

Jeweils vier Teams der vier Sechsergruppen ziehen in die nächste Runde ein, und Albas Gegner sind teilweise hochkarätig. Tau Ceramica Vitoria stand in der vorigen Saison im Final Four der Europaliga, Fenerbahce Ülker Istanbul kam unter die besten acht, Joventut Badalona gewann den Uleb-Cup. Einzig Union Olimpija Ljubljana scheiterte in der Europaliga-Vorrunde, der heutige Gegner Rom erreichte die Runde der besten 16 Teams – für Alba wäre das ein riesiger Erfolg.
Denn seit 2004 hat sich viel getan, die Etats der Spitzenteams sind so stark gestiegen, dass die Europaliga mittlerweile für NBA-Profis durchaus attraktiv ist, sportlich, vor allem aber finanziell. Europäer kehren nach Jahren der NBA den Rücken, Amerikaner heuern in der Fremde an. Auch Casey Jacobsen ist vom NBA-Klub Memphis Grizzlies zu Alba gekommen, zuvor spielte er bereits in Bamberg und Vitoria. Jacobsen gehörte aber nicht zu den Stars. Die zieht es nach Russland, Griechenland, Italien, Spanien oder in die Türkei, dorthin, wo die finanzkräftigsten Klubs sitzen. ZSKA Moskau etwa gibt sein Budget offiziell mit 50 Millionen Dollar (38 Millionen Euro) an, bei Alba sind es geschätzte sieben bis acht Millionen Euro.

Julius Jenkins wird wahrscheinlich wieder spielen können

Lottomatica Rom läuft heute mit dem 2,16 Meter langen Center Primos Brezec auf, der sieben Jahre in der NBA unter Vertrag stand, zuletzt in Toronto. Gegen ihn hat Albas Europaliga-Neuling Adam Chubb (2,08 Meter) eine extrem knifflige Aufgabe zu lösen. Neu in Rom ist auch Spielmacher Brandon Jennings, der als derzeit größtes US-Talent auf seiner Position gilt. Weil er für die NBA mit 18 Jahren zu jung war und nicht aufs College gehen wollte, wechselte er von der Highschool nach Italien.
Gegen Jennings Team steht zum ersten Kapitel von Albas Europaliga-Abenteuer wahrscheinlich wieder Julius Jenkins zur Verfügung. Sein Ausfall wäre kaum zu kompensieren gewesen, aber schon am Mittwochabend trainierte er nach seiner Sehnenzerrung im Knie wieder mit. Trotzdem: Die Rolle der Berliner ist klar definiert. „National sind wir immer der Favorit, international nie, auch nicht bei Heimspielen“, sagt Sportdirektor Harnisch, „das ist auch anspruchsvoll für den Kopf.“ Spielmacher Steffen Hamann, der mit Bamberg 2006 das Top-16-Turnier der Europaliga erreichte, weiß, was nötig ist, um zu bestehen: „Man muss 40 Minuten konzentriert sein. Zwei bis drei Minuten reichen, um ein Spiel aus der Hand zu geben.“ Oder ein paar Sekunden, wie im Februar 2004.

Helen Ruwald

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