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Sport: In der Spitze breiter

Schalke 04 holt neue Stars für neuen Erfolg

Was ist neu?

Auf den Trainer kommt es an? Gewiss. Aber die Verantwortlichen des FC Schalke haben in der vergangenen Saison einsehen müssen, dass auch ein international hochdekorierter Fußball-Lehrer wie Jupp Heynckes an Grenzen stößt, wenn es der Mannschaft an Substanz fehlt. Am Ende stand ein enttäuschender siebter Platz zu Buche. Also haben die Gelsenkirchener einige Profis angeworben, die auf ihrer Position zu den besten Spielern in der Bundesliga gehören und die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr entscheidend verstärken sollen.

Der exaltierte Torschützenkönig Ailton (28 Treffer) wechselte gemeinsam mit Verteidiger Mladen Krstajic vom Deutschen Meister Werder Bremen ins Ruhrgebiet. Diese beiden Spieler kamen ablösefrei. Da Schalke zudem viel Geld – angeblich etwa fünf Millionen Euro – an den VfB Stuttgart zahlte, durfte der Abwehrspieler Marcelo Bordon ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages mit den Schwaben seinen Dienst in Schalke antreten.

Wenn aus Krstajic und Bordon ein eingespieltes Team wird, besitzt Schalke eine der besten Innenverteidigungen der Liga. Krstajic und Bordon gehören zu der gesuchten Art Abwehrspieler, die mit dem Ball etwas anzufangen wissen und dank ihrer technischen Klasse an der Spieleröffnung teilnehmen können. Von dem vom 1. FC Kaiserslautern verpflichteten Lincoln, dem inzwischen dritten Brasilianer des Klubs, erhoffen sich die Schalker mehr Kreativität im offensiven Mittelfeld.

Neben dem Zugewinn an sportlicher Qualität gibt es zwei weitere Neuerungen: Ailton ist entgegen seiner Gepflogenheit aus der Bremer Zeit pünktlich aus dem Urlaub zurückgekehrt, und Manager Rudi Assauer hat seinen angestammten Platz neben dem Trainer auf der Bank an den Teammanager Andreas Müller abgetreten. „Ich habe schon vor langer Zeit gesagt, mit Sechzig ist Schluss“, sagt Assauer, der die Spiele nun von der Tribüne aus verfolgen wird. Der 59 Jahre alte Heynckes vermochte Assauer nicht umzustimmen und tat so, als wäre er mit Blick auf die von Assauer genannte Altersgrenze unangenehm berührt. „Dann muss ich mir für das nächste Jahr Gedanken machen.“

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Wer ist der Star?

Bei Schalke ragen zwei Profis heraus, die vermutlich nebeneinander stürmen werden und im Idealfall eine Symbiose zwischen Arbeit und Kunst herbeiführen. Ebbe Sand ist immer noch der beliebteste Spieler des Klubs. Der unprätentiöse Däne verkörpert deutsche Tugenden wie Bodenständigkeit und Willenskraft; mit ihm identifizieren sich nahezu alle Schalker Fans. Allerdings dürfte Sand nicht mehr so unumstritten sein wie in den Jahren zuvor. Falls sich für den 19 Jahre alten Michael Delura kein Platz im Mittelfeld findet, könnte das von Heynckes besonders geförderte Talent dem etablierten Sand Konkurrenz machen.

Der andere, für die Kunst zuständige Star ist Ailton. Ein Exzentriker, der nicht immer sagt, was die Menschen hören wollen, dem aber ein besonderer Charme zueigen ist. Vor seiner Ankunft hatte der 31-jährige sich geringschätzig über das Gelsenkirchener Freizeitangebot für junge Leute geäußert: „Ein Desaster.“ Heynckes und Assauer bemühten sich nach Kräften, diesen Spruch als Scherz zu interpretieren. Ailton unterstützte diese Deutung mit einem Tor in seinem ersten Pflichtspiel für Schalke. Nach seinem Treffer im UI-Cup gegen Skopje feierten ihn die Fans mit Sprechchören. „Toni ist ein lustiger Vogel“, sagt Assauer. „Ab und zu macht er eine Kirsche, das reicht in Deutschland, um bei den Fans ganz oben zu sein.“

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Was ist möglich?

In Schalke sollte möglich sein, was nötig ist - mindestens der fünfte Platz in der Bundesliga. Trainer Heynckes vermeidet es, sich festzulegen; er will vor allem „besseren Fußball“ bieten als im Vorjahr. Manager Assauer indes verlangt die (direkte) Qualifikation für den Uefa-Pokal. Die Koordinaten für dieses Minimalziel bilden – anders als im Vorjahr – die Stärke der Mannschaft und die Schwäche der Bilanz.

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