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Sport: In die Krise gespielt

Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam droht heute das frühe Aus in Uefa-Cup

Berlin - Es kann gut sein, dass für Turbine Potsdam die Saison am Sonntag fast vorbei ist – mehr als ein halbes Jahr vor ihrem kalendarischen Ende. Heute müssen die Fußballerinnen auf Schussgewalt und mehrere Glücksgöttinnen hoffen, wenn sie im Rückspiel des Uefa-CupViertelfinales gegen Bröndby Kopenhagen ein 0:3 wettzumachen versuchen (18 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion). Am Sonntag ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgerechnet der Bundesligazweite FCR Duisburg zu Gast beim Pokalsieger und Deutschen Meister, der sich in den letzten Wochen in die Krise gespielt hat. „Zu 20 bis 30 Prozent kommen wir gegen Bröndby weiter“, sagt Nationalspielerin Conny Pohlers. „Wir brauchen ein frühes Tor und müssen unsere Chancen nutzen.“ Und das mindestens viermal. Vor fast einem Jahr verhinderten die Gastgeberinnen schon einmal ein wahrscheinliches Aus, die Vorzeichen standen damals allerdings deutlich besser: Dem 2:3 im Halbfinal-Hinspiel gegen Djurgarden/Älvsjö folgte ein 5:2-Sieg in Schweden. Im Endspiel leistete sich Turbine eine 0:4-Heimniederlage gegen den 1. FFC Frankfurt, das Rückspiel ging 2:3 verloren.

Dass Potsdam heute ein hoher Sieg glückt, ist trotz des 3:1 am Wochenende beim Hamburger SV unwahrscheinlich. In der Bundesliga steht das Team von Trainer Bernd Schröder nach zwei Siegen und zwei Niederlagen mit sechs Punkten und 8:6 Toren nur auf Rang sieben unter zwölf Teams. Tabellenführer 1. FFC Frankfurt, der den Potsdamerinnen Nationalspielerin Petra Wimbersky abgeworben und sie damit stark geschwächt hat, hat drei Punkte mehr – und ein Spiel weniger. Im Männerfußball ein Klacks, im Frauenfußball vielleicht schon zu viel. Zum Vergleich: In der Meistersaison 2005/2006 verlor Turbine in der Bundesliga in 22 Spielen ein einziges Mal, gab nur sieben Punkte ab und beeindruckte mit 115:13 Toren, von denen Conny Pohlers 36 erzielte.

In der neuen Bundesligaspielzeit hat Pohlers hingegen erst zweimal getroffen. Der neuformierte Sturm, zu dem auch die 18 Jahre alte Isabel Kerschowski und die vom HSV gekommene Aferdita Kameraj gehören, hat noch nicht zusammengefunden. Die Probleme ziehen sich aber durch alle Mannschaftsteile. Mittelfeldspielerin Navina Omilade fällt mit mehreren Bänderrissen im Ellenbogen aus, und die Abwehr hat Trainer Schröder seit Saisonbeginn immer wieder umgestellt. In Kopenhagen beorderte er Ariane Hingst für die schwache Abwehrchefin Inken Becher vom Mittelfeld nach hinten. Doch auch die 120-malige Nationalspielerin fiel nicht als Stabilitätsfaktor auf. In Hamburg setzte Bernd Schröder schließlich wieder auf Becher, Peggy Kuznik und Babett Peter.

„Wenn man so viel Erfolg hat, kommt mal ein Tief“, sagt Conny Pohlers scheinbar gelassen. „Frankfurt strauchelt auch, und in Duisburg ist der Wurm drin.“ Frankfurt gelang zuletzt erst in der 90. Minute der Siegtreffer gegen den FC Bayern. Tore in letzter Sekunde kennt auch Potsdam: Aufsteiger Wolfsburg traf im Karl-Liebknecht-Stadion kurz vor Abpfiff zum 1:0-Sieg. Turbines Pokalgegner Duisburg macht derzeit neben dem Platz Schlagzeilen. Die langjährige Nationalspielerin Inka Grings hat wegen Problemen mit Trainer Dietmar Herhaus ihren Abschied angekündigt. Herhaus hatte ihr das Kapitänsamt entzogen. Querelen mögen die Konkurrenz schwächen, doch Tore schießen muss Potsdam selbst. Bernd Schröder befürchtet, dass sich seine Spielerinnen dabei gegen Bröndby völlig verausgaben könnten, dennoch ausscheiden – und gegen Duisburg die Kraft fehlt. Dann wäre die Saison tatsächlich schon fast vorbei, Ende Oktober.

Helen Ruwald

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