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Sport: In dubio pro Georgi

Der 1. FC Union hält zu Trainer Wassilew – noch jedenfalls

Von Karsten Doneck

Berlin. Ein Fan holte tief aus der Kiste seine Lateinkenntnisse hervor. „In dubio pro Georgi!“ schrieb er ins Internet-Forum auf der Homepage des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union. Ein anderer, der sich im Internet den n „Pinguin“ gegeben hat, wies in der Diskussionsrunde erst einmal darauf hin, wie er es mit Autoritäten hält. „Generälen folgt man, Präsidenten nicht“, lautete sein Statement. Nach der Auftaktniederlage in der Zweiten Bundesliga daheim gegen Mainz 05 ist bei Union Dampf im Kessel. Georgi Wassilew, auch „der General“ genannt, steht in der Kritik, doch der Anhang der Rot-Weißen hält mehrheitlich treu zum Trainer. Noch jedenfalls. Eine weitere Niederlage heute beim SV Waldhof Mannheim und die Diskussion würde an Schärfe zunehmen.

Heiner Bertram, Unions Präsident, hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er in manchen Sachfragen mit dem Trainer nicht konform geht, bescheinigt aber Wassilew weiterhin, „ein exzellenter Fachmann“ zu sein. Das stellt niemand in Abrede. Aber das Fußballfachliche ist eben nur die eine Seite des Geschäfts, daneben muss ein Trainer auch das psychologisch-pädagogische Feld angemessen beackern. Da liegen Wassilews Schwächen, und zwar nicht erst seit dem ersten Spieltag dieser Saison.

„Der redet ja kaum mit uns“, hat ein Union-Spieler, der nicht genannt werden möchte, unlängst kritisch angemerkt. Als Stürmer Ferdinand Chifon, ein „sehr sensibler Typ“, wie sein Berater Hans Kluge weiß, heimlich aus dem Trainingslager verschwand, wurde die Haltung des Kameruners überall bekrittelt, aber nicht darüber nachgedacht, ob nicht auch Wassilews Unnahbarkeit zumindest einen geringfügigen Anteil an dieser unrühmlichen Aktion hatte.

Schon vor der Saison war es unklug von Wassilew, öffentlich festzustellen, von den bis dahin vier Neuzugängen – inzwischen sind es sieben – sei kein Einziger besser als die Spieler, die bereits zuvor bei Union gespielt haben. Solche Wertungen demoralisieren – oder verunsichern zumindest – gerade jene Spieler, die sich in ihrer neuen Umgebung ohnehin noch nicht zurechtfinden, stempeln sie zu Außenseitern. „Ungeschickt“, fand auch Bertram diese Äußerung von Wassilew.

Als Union gegen Mainz 05 verloren hatte, lud der Trainer erst einmal alle Schuld auf sich. „Ich habe die Mannschaft nicht erreicht, ihre Möglichkeiten nicht genügend ausgereizt“, bekannte er. Das hörte sich fast schon nach einer Bankrotterklärung des Trainers an. Union war nachher krampfhaft bemüht, die Aussage ins Positive zu drehen. Es hieß schließlich, dass Wassilew mit seinen Worten nur den Druck von der Mannschaft nehmen wollte. Heute Abend in Mannheim müssen solch großen Worten nun große Taten folgen, sonst …

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