zum Hauptinhalt

Sport: In dubio pro Titelkandidat

Man kennt die Szenen aus der Kreisliga: Der Schiedsrichter hat eine Fehlentscheidung getroffen, die Spieler meckern auf ihn ein, während der Trainer der Benachteiligten vergeblich zur Ruhe mahnt, weil er eine Flut von Gelben Karten auf sein Team zukommen sieht: "Bringt doch eh nix!" Nun ist es so, dass die Errungenschaften des modernen Fußballs erst mit Verzögerung in die Kreisliga einziehen.

Man kennt die Szenen aus der Kreisliga: Der Schiedsrichter hat eine Fehlentscheidung getroffen, die Spieler meckern auf ihn ein, während der Trainer der Benachteiligten vergeblich zur Ruhe mahnt, weil er eine Flut von Gelben Karten auf sein Team zukommen sieht: "Bringt doch eh nix!" Nun ist es so, dass die Errungenschaften des modernen Fußballs erst mit Verzögerung in die Kreisliga einziehen. Von Viererkette versteht man dort ebenso wenig wie vom rechten Umgang mit den Schiedsrichtern: Meckern lohnt sich nämlich wieder. Zumindest wenn man in der Bundesliga aussichtsreich um den Titel spielt. Es ist doch kein Zufall, dass DortmundBayernBayerLautern immer häufiger auf den Schiedsrichter schimpfen. Natürlich werden die ihre Entscheidungen nicht mehr revidieren. Aber beim nächsten Mal ...

Leverkusen beschwert sich über einen unberechtigten Elfmeter in St. Pauli, und in der Woche darauf, beim Spiel gegen Borussia Dortmund, entscheidet der Schiedsrichter in dubio pro Bayer, was wiederum die Dortmunder so laut lamentieren lässt, dass sie dann gegen St. Pauli einen Elfmeter geschenkt und einen erlassen bekommen. Mario Basler hat ja nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, dass die Bayern aus München stets bevorzugt werden. Dass er das ausgerechnet vor deren Spiel in Kaiserslautern sagt, ist pure Berechnung. Besser, man meckert vorher, dann zeigt der Schiedsrichter den stets benachteiligten Kaiserslauterern nach drei üblen Fouls eben nicht die Rote Karte.

Es war wohl ein bisschen naiv, das unerträgliche Gejammer vor allem der Dortmunder und Lauterer für einen Ausweis ihres Engagements oder ihrer Anspannung zu halten. In Wirklichkeit handelt es sich um eine perfide Masche. Auch nach Jens Lehmanns Tätlichkeit gegen den Freiburger Coulibaly war das wieder zu beobachten. Lehmanns Kollegen vom BVB versammelten sich solidarisch um den am Boden liegenden Freiburger und schimpften so lange auf ihn ein, bis aus dem Opfer der Täter geworden war. Immerhin ermittelt der DFB jetzt gegen Lehmann. Aber irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass der Angeklagte mit einer relativ milden Strafe davonkommen wird. Der Cottbuser Christian Beeck ist für einen ähnlichen Tritt acht Wochen gesperrt worden. Aber Beeck spielt ja auch nicht für einen Titelkandidaten.

Zur Startseite