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Sport: In Existenznot

Weil das Finanzamt 406 000 Euro für das Istaf fordert, stehen drei Vereine vor dem Aus

Berlin. Wenigstens endete das Schreiben nicht mit dem Hinweis: „Freundliche Grüße“. Man muss ja nicht unnötig zynisch sein. Die Botschaft in wenigen Zeilen war ja nicht gerade freundlich gewesen. Genau 406 000 Euro Steuernachzahlung forderte das Finanzamt Mitte vor wenigen Tagen amtlich von der Istaf GbR, dem früheren Veranstalter des größten deutschen Leichtathletik-Meetings. Zahlbar bis 11. Februar 2003. Konkret geht die Forderung an die Vereine Olympischer Sportclub (OSC), SC Charlottenburg (SCC) und Berliner SC (BSC). Und das macht die Sache dramatisch. Denn diese Vereine sind die Gesellschafter der Istaf GbR, sie müssen für diese Forderung geradestehen, aber sie haben kein Geld. „Wenn die Klubs bezahlen müssen, sind sie pleite“, sagt ein Insider, der die Vereine bestens kennt. „Die haben ja nicht mal den Bruchteil dieser Summe.“ Es geht also um die Existenz.

Da spielt es auch keine Rolle, dass die GbR 1999 ihren Geschäftsbetrieb gewissermaßen eingestellt hat und das Meeting von da an bis zum Frühjahr 2002 von der Istaf GmbH organisiert wurde. Denn die Forderungen des Finanzamts beziehen sich auf Ausgaben in den Jahren 1997 und 1998. Damals erhielten Leichtathletik-Stars die üblichen hohen Gagen. Umstritten ist nur: wofür? Für Werbeauftritte während des Istaf, sagen die Vereine. Solche Werbegelder müssen nicht versteuert werden. Das Finanzamt sieht es anders. Der Veranstalter habe Startgelder bezahlt, behaupten die Finanzbeamten, und Startgelder müssen versteuert werden.

Die Spitzenfunktionäre der Vereine sind alarmiert. Bei einem Treffen beschlossen sie, gegen den Bescheid zu klagen. Zudem sollen weitere Gespräche mit dem Finanzamt geführt werden. Das freilich hat die Sachlage lange geprüft; es ist kaum damit zu rechnen, dass es nachgibt. Also wollen die Klubs auch die Politik in Berlin um eine Art Bestandsschutz für drei Traditionsvereine bitten. Doch so eine Rückendeckung ist unwahrscheinlich. Gerade wurden den Berliner Schulen die Gelder für Lehrmittel gestrichen, da wird die Stadt kaum drei Vereine alimentieren, die ihre Steuern nicht zahlen können.

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