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Sport: In fremder Sache

Robert Hoyzer wird vom DFB lebenslang gesperrt

Seine ersten Worte waren: „Ja, ich bin.“ Auf diese Weise erklärte sich Robert Hoyzer dazu bereit, eine Aussage in fremder Sache zu machen. Der ehemalige Schiedsrichter war nach Frankfurt am Main in die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gekommen, um als Zeuge im Sportgerichtsverfahren gegen seinen einstigen Kollegen Torsten Koop aufzutreten. Koop wird vorgeworfen, von Hoyzer in die Spielmanipulationen eingeweiht worden zu sein, diese aber nicht rechtzeitig an den DFB gemeldet zu haben. Nach Hoyzers Aussage gab Koop diesen Fehler zu und wurde rückwirkend für drei Monate gesperrt, die Sperre läuft am heutigen Samstag ab. Das sportrechtliche Verfahren gegen Robert Hoyzer wurde ebenfalls abgeschlossen: Er wird als Schiedsrichter lebenslang gesperrt und aus dem DFB ausgeschlossen.

Im Spätsommer muss sich der Mann, der die größte Krise im deutschen Fußball seit dem Bundesliga-Skandal 1971 ausgelöst hat, vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbs- und bandenmäßigen Betrug im Zusammenspiel mit den drei kroatischen Brüdern S. vor. Für seinen Mandanten Hoyzer erklärte der Rechtsanwalt Thomas Hermes, er gehe wegen des umfassenden Geständnisses von einer Bewährungsstrafe aus. Am Freitag trat Hoyzer wieder aus dem Essener Fußballverein Steele 09 aus, in den er vor einigen Tagen eingetreten war, um als Zeuge vor dem DFB-Sportgericht aussagen zu können. Hoyzer wird nun nie mehr einem Fußballverein angehören. „Das ist die höchste Strafe, die die DFB-Sportgerichtsbarkeit kennt“, sagte der Vorsitzende des Sportgerichts, Rainer Koch. Hoyzer, der inzwischen einen Dreitagebart trägt, wirkte während seiner Befragung abgeklärt.

Die Verhandlung hatte mit einer Überraschung begonnen. Koops Anwalt Peter-Michael Diestel hatte einen Befangenheitsantrag gegen Richter Koch gestellt, da dieser in Sportgerichtsurteilen und im Tagesspiegel-Interview den Zeugen Hoyzer glaubwürdig nannte. Nach zwei Stunden wurde der Antrag abgelehnt.

Mit einer Schilderung des Abends vom 14. Januar 2005 konnte Hoyzer dann sogar zur Aufklärung beitragen. An jenem Abend hatten sich Hoyzer und sein Berliner Schiedsrichter-Kollege Dominik Marks in einem Hotelzimmer in Frankfurt am Main mit Koop getroffen und ihm von der Möglichkeit, mit Spielmanipulationen Geld aus Wettgewinnen zu verdienen, berichtet. Hoyzer schilderte, dass sein Kollege Marks von zwei seinerseits manipulierten Spielen erzählt hatte und davon, dass er mit dem dafür erhaltenen Geld seiner Frau ein Auto gekauft habe. Geld spiele keine Rolle, habe Marks an jenem Abend gesagt, berichtete Hoyzer, und habe den Pay-TV-Erotikkanal des Hotels eingeschaltet. Am Ende der fast sechsstündigen Verhandlung bestätigte Koop die Darstellung Hoyzers im Wesentlichen. Bislang hatte Koop gesagt, er habe die Vorfälle im Hotelzimmer als bierselige Prahlerei Hoyzers abgetan.

Mit seinem Geständnis belastet Koop nun als zweiter Zeuge seinen ehemaligen Kollegen Dominik Marks. Bei den beiden in dem Hotelzimmer von Marks geschilderten Spielen, die dieser manipuliert haben soll, handelt es sich um die Regionalliga-Partie Hertha-Amateure gegen Bielefeld-Amateure sowie die Zweitliga-Begegnung Karlsruhe gegen Duisburg, bestätigte Koop. Das Verfahren gegen Marks, der bislang jegliche Manipulation bestreitet, steht noch aus.

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