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Sport: In letzter Minute

Werder Bremen gewinnt beim 2:1 in Gladbach wieder durch ein Tor kurz vor Schluss

Mönchengladbach. Die Hoffnung saß bei Werder Bremen diesmal nur auf der Bank, und es dauerte lange, bis sie eingewechselt wurde. Eine Stunde musste Ailton warten, ehe er auf dem Mönchengladbacher Bökelberg das Spielfeld betreten durfte. Zwei Tage hatte der derzeit beste Stürmer der Fußball- Bundesliga nicht trainieren können, Bremens Trainer Thomas Schaaf war das Risiko daher zu groß gewesen, ihn von der ersten Minute an spielen zu lassen. „Heute haben wir noch einen Ailton in der Hinterhand“, hatte Schaaf vor dem Spiel gesagt. Der Brasilianer war dann auch am Siegtreffer beteiligt. Nach einem von ihm getretenen Eckball erzielte Frank Baumann in der Schlussminute das 2:1 für Werder.

Wie wichtig Ailton ist, zeigte die erste Halbzeit – als er nicht spielte. Fast 20 Minuten dauerte es, ehe der Tabellenführer der Bundesliga zu seiner ersten Torchance kam. Nelson Valdez versuchte es mit einem Schuss aus 17 Metern, scheiterte aber an Gladbachs Torhüter Jörg Stiel. Die Begegnung war holprig wie der Rasen oder wie das, „was da draußen als Rasen definiert wird“, wie Schaaf sagte. „Man kann da gar nicht besser Fußball spielen.“

Trotzdem bestimmten die Bremer weitgehend das Geschehen, weil sie die besseren Fußballer in ihren Reihen haben und über eine klarere Ordnung verfügten als die Gladbacher. Der ballführende Spieler fand im Mittelfeld fast immer eine Anspielstation. Dennoch hatten die Borussen die beste Gelegenheit der ersten Hälfte. Nach einem langen Ball von Carnell lief Vaclav Sverkos seinem Gegenspieler Paul Stalteri davon, scheiterte dann aber aus spitzem Winkel an Andreas Reinke. Es war das erste Mal, dass Werders Torhüter überhaupt eingreifen musste.

Die Gladbacher versuchten es in der ersten Hälfte immer wieder mit langen Pässen in die Spitze und offenbarten damit vor allem ihre spielerische Armut. Für Werders Verteidigung war es daher einfach, den Gegner in Schach zu halten. In der zweiten Halbzeit spielten die Gladbacher, nun mit dem böigen Wind im Rücken, etwas energischer nach vorne. Mit Erfolg. In der 51. Minute schlug Bernd Korzynietz eine Flanke in den Bremer Strafraum, Sverkos kam unbedrängt zum Kopfball und erzielte das 1:0.

Dreimal hatte Werder in dieser Saison 0:1 zurückgelegen, und in allen drei Fällen hatte die Mannschaft anschließend verloren. Diesmal war es anders, diesmal reagierten die Bremer umgehend. Nur drei Minuten nach dem 0:1 gelang ihnen der Ausgleich – dank massiver Hilfe der kompletten Mönchengladbacher Viererkette. Asanin verlor den Ball im Mittelfeld, Strasser und Korzynietz störten Valdez nicht entschieden genug, und Carnell ließ den Torschützen Ivan Klasnic laufen. „Man hat wieder gesehen, dass wir sehr nervös sind und Angst vor Fehlern haben“, sagte Gladbachs Trainer Holger Fach.

Das ist eben der Unterschied zwischen einem Abstiegskandidaten und einem Favoriten auf die Meisterschaft. Die Bremer lassen sich auch von Rückschlägen nicht mehr beirren. Schon vor fünf Tagen, im Pokalviertelfinale bei Greuther Fürth, hat Werder ein scheinbar aussichtsloses Spiel noch gedreht – in Unterzahl und in letzter Minute. So war es auch auf dem Bökelberg. Erst sah Mladen Krstajic die Gelb-Rote Karte, dann stocherte Kapitän Baumann den Ball nach einer Ecke zum 2:1 über die Torlinie. Im Moment können die Bremer offensichtlich machen, was sie wollen. Sie gewinnen immer. Die Konkurrenz im Titelkampf sollte langsam ein bisschen nervös werden.

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