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Sport: "Infame Sache"

Die Empörung in seiner Stimme ist unüberhörbar. "Das ist eine infame Sache.

Die Empörung in seiner Stimme ist unüberhörbar. "Das ist eine infame Sache." Gerhard Mayer-Vorfelder fühlt sich wieder verfolgt. Wie so oft in seiner schillernden Karriere als Politiker und Fußball-Funktionär. Auch diesmal denkt der 68 Jahre alte Präsident des Deutschen Fußball-Bundes nicht an Rücktritt oder Konsequenzen. Er habe weniger Geld bekommen als andere Kollegen. "Das alles sind Punkte, die das Licht der Öffentlichkeit nicht scheuen müssen", verteidigt sich der DFB-Chef.

Die "Stuttgarter Nachrichten" hatten, nach einer Reihe von anonymen Briefen die dem Blatt offenbar aus Kreisen der erweiterten Klubführung des VfB Stuttgart zugespielt wurden, über geheime Aufwandsentschädigungen in seinen letzten Amtsjahren beim VfB Stuttgart von je 300 000 Mark, überteuerte Büromöbel-Einkäufe und von Partys auf Vereinskosten berichtet. Dazu soll ein Kredit von 300 000 Mark nicht zurückbezahlt worden sein. "Der Kredit wurde zurückbezahlt und alles andere ordnungsgemäß versteuert", sagt Mayer-Vorfelder. Wofür er einen Kredit seines Klubs in Anspruch nahm, wollte er nicht verraten. "Ich muß hier doch nicht nackt herum laufen."

Beim VfB Stuttgart aber hat Mayer-Vorfelder noch viele Feinde. Die meisten saßen in den 25 Jahren seiner Ära im Aufsichtsrat, nickten brav alles ab und waren froh, dass sie beim nächsten Heimspiel wieder mit einer Ehrenkarte an die gedeckten Tische der Vip-Räume durften. So ist der mögliche Kreis der Informanten des Lokalblattes groß, die Mayer-Vorfelders pralles Leben als Patriarch von Bad Cannstatt detailliert mit genauen Zahlen auflisteten. Gut möglich, dass die anonymen Briefe von ehemaligen Aufsichtsratsmitglieder kommen.

Die Zahlen für die selbstherrlichen Einkäufe von Mayer-Vorfelder kursieren schon eine Weile in der schwäbischen Szene. Woher die Sache käme, so vermuten die wenigen Freunde, die Gerhard Mayer-Vorfelder in Stuttgart noch hat, könne man daran ablesen, dass die nun veröffentlichten Gehaltszahlen der ehemaligen Präsidiumsmitglieder Hansi Müller und Karlheinz Förster geschönt gewesen seien. Die beiden hätten satte 500 000 Mark im Jahr bekommen und nicht nur 360 000, wie es in den Briefen ohne Absender stand. Und immerhin sei festzustellen, dass Mayer-Vorfelder nur die letzten zwei Jahre mit rund 300 000 Mark entlohnt worden wäre.

Nach der Affäre um seine schmuddeligen Zitate, die Züge rechter politischer Färbung trugen, steht Gerhard Mayer-Vorfelder trotz aller verteidigenden Dementis wieder unter Druck. Es wirkt nicht gut, wenn über einen DFB-Präsidenten berichtet wird, der oft als gönnerhafter Partyveranstalter auftrat. Jahrelang war das so. Die Feste im Stuttgarter Stadtteil Muckensturm waren legendär. Die Einsteinstraße völlig überfüllt, und manchmal rückte die Polizei an, weil keiner mehr durchkam. Mayer-Vorfelders Ehefrau Margit soll erzählt haben, dass sieben Tage Vorbereitung manchmal fast zu wenig waren. Mayer-Vorfelder findet nun nichts Ungewöhnliches daran, Bilder für 170 000 Mark gekauft zu haben. Und auch den antiken Schrank für 90 000 Mark hält er für normal. Ein Möbelstück als lebenslanger Begleiter offenbar. Denn jetzt kaufte der DFB dem klammen VfB Stuttgart für 228 000 Mark die Büroeinrichtung Mayer-Vorfelders ab.

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