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Lausbub. Inters Stürmer Samuel Eto'o will seinen Ex-Klub Barcelona ärgern.

© AFP

Inter Mailand: Katalanische Züge gegen den katalanischen Bus

Inter Mailand macht Fortschritte, muss in der Champions League aber auf Barcelonas Müdigkeit hoffen.

Außer sich vor Freude sprang José Mourinho am Freitagabend am Spielfeldrand herum. Samuel Eto’o hatte gerade den 2:0-Siegtreffer gegen Juventus Turin erzielt und Inter Mailand damit provisorisch die Tabellenspitze in der Serie A übernommen. Mourinhos Gefühlsausbruch machte deutlich, wie sehr der Inter-Trainer hoffte, als nationaler Spitzenreiter in das Halbfinale der Champions League zu gehen. Er wollte den Rücken frei haben für das Spiel der Spiele am Dienstagabend.

Doch der AS Rom machte zwei Tage später diese Hoffnung zunichte. In einem umkämpften römischen Derby trugen Toni, Totti und Kollegen den Sieg davon. Nach verschlafener erster Halbzeit drehte Mirko Vucinic mit einem Strafstoß- und einem Freistoßtor einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg. Dabei profitierte man allerdings von einem verschossenen Elfmeter von Lazio beim Stand von 0:1. Hätte Floccari die Nerven behalten, wäre Lazio wohl als Sieger aus dem Olympiastadion gegangen. Auch die römischen Tifosi verloren die Fassung: Ausschreitungen nach dem Spiel führten zu sieben Verletzten und Festnahmen. Totti hatte zuvor mit höhnischen Gesten gegenüber den Lazio-Fans die Stimmung angeheizt. „Man müsste ihn dafür zehn Tage sperren“, schimpfte Lazio-Trainer Edy Reja.

Für Inter Mailand wird die Lage indes immer misslicher. In der Meisterschaft muss sich der Meister der letzten vier Jahre an die ungewohnte Rolle als Verfolger gewöhnen. Inter hat die Geschicke nicht mehr selbst in der Hand. In der Champions League türmt sich der übermächtige FC Barcelona vor dem Klub auf.

Dabei hat Inter in dieser Saison spielerisch zugelegt. Die Neuzugänge Eto’o und Diego Milito haben den Abgang des früheren Alleinunterhalters in der Offensive, Zlatan Ibrahimovic, vergessen lassen. Und mit Wesley Sneijder heuerte ein vortrefflicher Spielmacher bei den Mailändern an. Der Holländer ist nicht nur seiner furiosen Dribblings und butterweichen Pässe wegen eine Augenweide. Er hat bei einigen seiner Mitspieler auch die Lust am Kurzpassspiel geweckt. Zuweilen legt er mit den Mittelfeldkollegen Dejan Stankovic, Thiago Motta, Esteban Cambiasso, Sulley Muntari und Javier Zanetti ein filigranes Ballbewegungsmuster über den Rasen, das katalanische Züge durchschimmern lässt.

Samuel Eto’o hat seinen Torinstinkt wiederentdeckt

Für Mourinho, vier Spielzeiten als Kotrainer in Barcelona beschäftigt (siehe nebenstehenden Kasten), ist die dort beheimatete Spielkultur weiterhin ein heimlicher Traum. Doch als in der Gruppenphase der Champions League eine erste Zwischenprüfung anstand, erwies sich Barcelona als unantastbarer Lehrmeister. Beim Hinspiel in Mailand im September wollten die Katalanen noch nicht zaubern. Sie gestatteten es Inter Mailand, ein 0:0 zu ermauern. Beim 2:0 im Rückspiel im November erteilten sie den Gästen aber eine Lehrstunde. „Wir sind mit Angst auf den Platz gegangen“, schimpfte damals Mourinho.

Der Portugiese hat seitdem einige Erfolge bei der Seelenstärkung seiner Anvertrauten verbuchen können. Doch die mäßige Punkteausbeute in der Meisterschaft hat die Nervosität wieder steigen lassen. Um diese Angst nicht nach außen dringen zu lassen, zieht Inter sich seit geraumer Zeit in einen nationalen Interviewboykott zurück. Souveränität sieht anders aus.

Für die Gastgeber spricht am heutigen Abend nur, dass Angreifer Samuel Eto’o seinen Torinstinkt wiederentdeckt hat und dass der Gegner wegen des eingeschränkten Flugverkehrs eine beschwerliche Anreise hatte. Nach einer zweitägigen Bustour kamen Messi und Kollegen am Montagmittag in Mailand an.

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