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Sport: Interne Lösung

Mit den vorhandenen Stürmern wird es für Hertha BSC schwierig, das Saisonziel zu erreichen

Die an Skurrilität nicht arme Suche nach einem neuen Stürmer für Hertha BSC schien in der vergangenen Woche eine noch skurrilere Wendung zu nehmen. Im Testspiel gegen St. Gallen nahm Trainer Falko Götz zur Pause seine beiden Innenverteidiger Dick van Burik und Josip Simunic vom Feld und brachte deren Ersatzleute Christopher Samba und Alexander Madlung. Doch Madlung spielte fortan nicht in der Abwehr, sondern als – Mittelstürmer. An Kandidaten für die freie Stelle in Herthas Sturm mangelt es jetzt wahrlich nicht mehr. Axel Kruse vom Lokalsender TV Berlin hat sich im Interview mit Manager Dieter Hoeneß selbst ins Gespräch gebracht, auch die „Bild“-Zeitung hat zuletzt intensiv gescoutet und zunächst einen 24 Jahre alten Anstreicher entdeckt, der für den SV Müggelpark Gosen in der Kreisliga B 47 Tore erzielt hat, ehe sie Hoeneß selbst (127 Bundesligatore) ins Gespräch brachte. Warum also nicht Madlung?

„Alex ist kein Stürmer“, sagt Manager Hoeneß. Sein Einsatz in St. Gallen hat diese Einschätzung zumindest nicht widerlegt. Schon nach wenigen Minuten musste Götz Madlung an seinen Auftrag erinnern: „Langer, vor in die Spitze!“ Madlung sind die Laufwege eines Stürmers fremd, er blieb bis zum Schluss ohne Torchance, bekam allerdings auch keine nennenswerte Unterstützung von den Außenstürmern. Dabei ist es für den 23-Jährigen nicht neu, ganz vorne zu spielen: Wenn Hertha zurückliegt, wird der 1,93 Meter große Madlung in der Schlussphase als Rammbock nach vorne geschickt. „Das muss man auch trainieren“, sagt Götz.

An eine generelle Umschulung des Verteidigers ist allerdings nicht gedacht. Es wäre auch ein schlechtes Zeichen an die Außenwelt, dass Hertha monatelang einen torgefährlichen Stürmer sucht und am Ende Alexander Madlung findet. Ausgeschlossen ist allerdings nicht, dass die offene Planstelle im Angriff intern besetzt werden muss. „Wir suchen keinen Stürmer“, sagt Hoeneß. „Wir haben ihn bereits gefunden.“ Es ist Roque Santa Cruz vom FC Bayern München. Allerdings sieht es nicht danach aus, dass Hertha ihn auch bekommen wird.

„Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass niemand mehr kommt“, sagt Mittelfeldspieler Yildiray Bastürk. Anders als Hoeneß sind viele Spieler skeptisch, ob das Saisonziel ohne neuen Stürmer realisiert werden kann. Im letzten Testspiel während des Trainingslagers, beim 7:1 gegen den FV Ravensburg, erzielten Nando Rafael und Solomon Okoronkwo zwar je ein Tor, Artur Wichniarek sogar zwei. „Gegen einen solchen Gegner ist das kein Gradmesser“, sagt Götz jedoch.

Herthas Trainer hat im Trainingslager immer wieder darauf hingewiesen, dass die vorhandenen Stürmer alle Chancen hätten, sich zu empfehlen. Weder Wichniarek noch Rafael haben diese Chance genutzt. Rafael, 23 Jahre alt, galt einmal als künftiger Weltstar. Inzwischen geht er in seine vierte Bundesligasaison, und mehr als ein Mitläufer ist er bisher nicht gewesen. Immer noch besser als Artur Wichniarek. Der Pole hat inzwischen jegliche Sicherheit vor dem Tor verloren. Am Freitag hatte Falko Götz verschärftes Torschusstraining angeordnet: Wer den Ball am Tor vorbei oder darüber schoss, musste zur Strafe zehn Liegestütze machen. Am Ende der Einheit hatte Wichniarek vor allem die Muskulatur seiner Oberarme trainiert.

Schon jetzt ist absehbar, dass sich die Hoffnungen immer stärker auf Solomon Okoronkwo konzentrieren werden. Okoronkwo ist gerade 18 geworden und hat noch kein einziges Bundesligaspiel bestritten. „Wichtig ist, dass er sich erst mal an die Mannschaft herantastet“, sagt Götz. Er sollte sich ein bisschen damit beeilen.

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