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Schalke

© Tsp

Internet: Hacker schassen Kuranyi - Schalke düpiert

Hacker haben auf der Internetseite von Schalke 04 die Entlassung von Stürmer Kevin Kuranyi gemeldet - und damit bild.de und andere kräftig hinters Licht geführt. Der Verein ist empört - und will mit einer Strafanzeige gegen die unbekannten Übeltäter vorgehen.

Schalke-Geschäftsführer Peter Peters und Manager Andreas Müller hatten sich in der Düsseldorfer LTU-Arena auf einen unbeschwerten Länderspiel-Abend gefreut, ehe die Handys heiß klingelten. "Da ist nichts dran. Ich muss jetzt erstmal alle anrufen und das richtigstellen", stöhnte Peters. Eine Viertelstunde später war die Homepage von Schalke 04 gesperrt, eine Pressemitteilung in Vorbereitung.

Was war passiert? Am Mittwochabend erschien auf der Internetseite der "Königsblauen" eine vermeintliche Mitteilung des Vereins, derzufolge der zuletzt umstrittene Stürmer Kevin Kuranyi "bis auf weiteres" freigestellt wird. Der Grund: "untragbare Äußerungen" Kuranyis gegen die Mannschaft. Eine erwartbare Meldung? Vielleicht ja, aber dennoch falsch, wie der Klub in einer Pressemitteilung unmissverständlich klar macht. Demnach sei ein Kuranyi-Weggang "absoluter Quatsch" und das Treiben der Hacker "alles andere als ein Kavaliersdelikt".

Gespickt mit Rechtschreibfehlern

Eine klassische Ente also - doch die verbreitete sich in rasendem Tempo. Zu verdanken ist das vor allem bild.de, wo man sehr schnell auf die Meldung aufmerksam wurde und die Nachricht als bare Münze weiter verbreitete. Das ist umso erstaunlicher, weil die Hacker eher plump vorgingen. So ist der Text gespickt mit Rechtschreibfehlern und schrägen Formulierungen, die aber offenbar niemanden stutzig machten. Nach dem Dementi aus Gelsenkirchen verschwand die peinliche Räuberpistole schnell wieder von der Bild-Seite.

Dabei ist IT-Experten die Sicherheitslücke, die den Angriff ermöglichte, hinlänglich bekannt. Schalkes Website wird mit dem Content-Management-System Typo3 betrieben, das Experten als fehleranfällig gilt. Am Dienstag berichteten Fachdienste wie Heise, dass in dem populären Softwarepaket eine Schwachstelle dafür sorgt, dass Hacker auf beliebige Server-Daten zugreifen können. Mit diesen Daten konnten die Hacker das Zugangspasswort zur Schalke-Website erlangen und die Falschmeldung platzieren. Genauer wollte man sich in Gelsenkirchen nicht zu der Sicherheitslücke äußern - beteuert aber, die Schwachstelle sei inzwischen ausgemerzt.

Ebenfalls bezeichnend ist, dass Tags darauf fast jeder Bundesligist etwas zu dem Vorfall zu sagen hat. Der Tenor: Betroffenheit und Sorge. "Das ist schon unter der Gürtellinie," klagt etwa Karlsruhes Manager Rolf Dohmen, der im gleichen Atemzug vermutet, der Täter könne kein Schalke-Fan gewesen sein. "Dieser Mensch möchte dem Klub etwas Böses antun," so Dohmen weiter. Hertha-Manager Dieter Hoeneß meint dagegen: "Das ist eine Frage des Zeitgeistes. Es ging nur darum, zu zeigen, dass die Hacker das können." 

Schalke kommt nicht aus den Schlagzeilen

Obwohl man auf Schalke diesmal schnell handelte, ist dem Klub ein neuerlicher Imageschaden entstanden. Neben der sportlichen Misere hatte es zuletzt Querelen um Jefferson Farfan gegeben, der sich Sonderurlaub erschlich, indem er auf eine kranke Großmutter in Peru verwies. Angeblich habe der 24-Jährige in Wahrheit einen Streit mit seiner Freundin beilegen wollen. Hinzu kommen die Fan-Kritik an Manager Müller und die ständigen Diskussionen um Kevin Kuranyi, der zwar beteuert, Schalke die Treue halten zu wollen ("Heute sage ich: Nein!"), aber dennoch schon mal die Angebotslage sondiert.

Apropos Kuranyi: Der Stürmer von Schalke 04 hat nach eigenen Angaben den Abend mit seiner Frau verbracht, und sei erst durch den Anruf eines Freundes über seine Kündigung auf der Vereins-Homepage informiert worden. "Ich habe mir dann auch überhaupt keine weiteren Gedanken gemacht, weil ich das Vertrauen der Verantwortlichen hier jederzeit spüre", meint der 26-Jährige gelassen.

Jörg Vogler

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