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© AFP

Interview: "Der Weg war ganz schön weit"

Der deutsche Schlussläufer Martin Keller über die verpatzte 4-x-100-Meter-Staffel

Herr Keller, Sie sind am Freitagabend als Schlussläufer der deutschen 4-x-100-Meter-Staffel gar nicht zum Einsatz gekommen. Was war passiert?

Ich habe gar nicht wirklich mitbekommen, was passiert ist. Ich war ja hilflos da vorne. Ich habe auf meiner Ablaufposition gewartet und als ich dann merkte, dass es lange dauert, habe ich hochgeschaut und gesehen, dass Marius und Alex schon locker auslaufen. Da wusste ich: Das war’s.

Sie haben also gar nicht gesehen, was Marius Broening und Alexander Kosenkow beim zweiten Wechsel falsch gemacht haben?

Nein, sobald ich auf meiner Position bin, schalte ich alles um mich herum aus und warte nur, bis ich dran bin. Wir haben auch noch nicht darüber gesprochen. Es wundert mich, denn die Wechsel waren eigentlich nie ein Problem. Aber es hilft ja auch nicht, jetzt irgendwem die Schuld zuzuweisen. So etwas passiert eben.

Glauben Sie, die deutsche Staffel hätte sich sonst qualifiziert?

Ja, auf jeden Fall. Wir lagen wohl ziemlich gut. Wenn wir normal durchgelaufen wären, hätten wir uns qualifiziert bei diesen Zeiten. Vielleicht hätten wir sogar die Jamaikaner rausgekickt. Die sind ja ohne Bolt und Powell gelaufen. Das war eine einmalige Chance. Wer weiß, was dann möglich gewesen wäre. Vielleicht wäre dann sogar der Weg für Bronze frei gewesen. Das ist schon sehr schade.

Sie mussten dann die letzten 100 Meter zu Fuß laufen, anstatt zu sprinten.

Das war schon sehr komisch. Es waren ja nur 120 Meter bis zum Ausgang, aber sie kamen mir ganz schön lang vor.

Nehmen Sie trotzdem irgendetwas Positives mit aus dieser Erfahrung?

Ich bin froh, dass ich auch die 100 Meter Einzel gelaufen bin. Mein Vorlauf am Eröffnungstag war ein großartiges Erlebnis. Als ich da vorne reingelaufen bin, habe ich gehört, wie mir das Publikum zugejubelt hat, das hat mir noch mal einen kleinen Kick gegeben und ich hatte das Gefühl, ich laufe noch schneller.

Sind Sie ja auch, das war eine neue persönliche Bestleistung.

Ja, das war der Wahnsinn. Wie da unten auf der Bahn die Post abgeht, ist schon unglaublich. Das hätte uns in der Staffel auch noch einmal antreiben können. Es ist wirklich schade, dass uns das ausgerechnet hier in Berlin passiert ist. Wir hatten uns so viel vorgenommen und dachten, mit dem Heimvorteil ist einiges möglich.

Das Gespräch führte Anke Myrrhe.

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