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Tibetan protester detained in Beijing

© dpa

Interview: Deutsche Tibet-Aktivistin: "Sie haben mich gewürgt und über die Steine gezerrt"

Die deutsche Tibet-Aktivistin P.-D. F. hat mit einer Tibet-Fahne auf dem Platz des Himmlischen Friedens demonstriert. Polizisten überwältigen sie und schoben die Deutsch-Tibeterin nach Verhören ab. In Berlin sprach F., die bei den „Studenten für ein freies Tibet" und der „Tibet-Initiative Deutschland" aktiv ist, mit Tagesspiegel Online über ihre Erlebnisse in China.

Frau F., Sie haben in Peking zehn Sekunden lang eine tibetische Fahne in die Luft gehalten. Welche Wirkung erhoffen Sie sich?

Natürlich hoffe ich, dass andere Menschen meine Nachricht durch die Berichterstattung in den Medien wahrnehmen. Das ist aber nicht mein wichtigstes Anliegen: Ich wollte vor allem ein Zeichen setzen, ganz persönlich. Die Tibeter können das ja nicht tun. Sie werden verschleppt, misshandelt und teilweise erschossen, wenn sie ihre Meinung sagen.

Und Sie hatten keine Angst?

Nein, ich bin ja Deutsch-Tibeterin. So konnte ich relativ gefahrlos das machen, wofür Tibeter weggesperrt und gefoltert werden: gegen die chinesische Regierung protestieren. Ich war mir sicher, dass ich keine schwerwiegenden Konsequenzen fürchten musste und dass ich nicht allzu schlimm angegangen werde.

Wie haben die Polizisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens Ihren Protest gestoppt?

Zwei Zivilbeamte sind auf mich losgestürmt. Sie haben mich gewürgt und gekniffen und versucht, mir die tibetische Fahne aus meinen Händen zu reißen. Dann haben sie mich zu Boden geworfen und mich einige Meter über die Steine gezerrt. Schließlich haben Sie mich abgeführt.

Wie haben die chinesischen Polizisten Sie nach Ihrer Verhaftung behandelt?

Sie haben mich ganz gut behandelt. Sie haben mich geschubst und angeschrieen, aber das war es auch schon. Sie wollten vor allem Namen und Mail-Adressen anderer Aktivisten herausfinden und wissen, warum ich protestiert habe. Aber als sie merkten, ich sage nichts, gaben sie nach einigen Stunden genervt auf.

Und warum haben Sie protestiert?

China hat die Olympischen Spiele gekidnappt, um der Welt seine Macht zu demonstrieren. Zudem ist das Land ein Polizeistaat, der die tibetische Minderheit brutal unterdrückt. Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit gibt es nicht. Die Menschenrechte werden von den Chinesen krass verachtet. Dagegen wollte ich mich auflehnen.

Das Gespräch führte Stefan Beutelsbacher.

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