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© dpa

Interview: Mirko Slomka: "Ich habe verloren"

Trainer Mirko Slomka spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Medienarbeit, Power-Point-Präsentationen und gescheiterte Job-Bewerbungen.

Herr Slomka, acht Bundesligisten haben vor Kurzem einen neuen Trainer verpflichtet, Sie waren bei allen im Gespräch. Warum hat es nicht geklappt?



Zunächst muss man unterscheiden: Mit wem verhandelt man wirklich und was wird in den Medien spekuliert. Intensiv verhandelt habe ich nur mit dem VfL Wolfsburg und dem Hamburger SV. In Köln wurde ich auch zu einem Gespräch eingeladen. Ich bin ein relativ junger Trainer, der nicht oft solche Gespräche geführt hat, deswegen hat mich das weitergebracht. Von den Wolfsburger Verantwortlichen wusste ich, dass Armin Veh neben mir ein Kandidat ist. Er hat die Hand an der Schale gehabt und ich nicht. Deswegen hat sich der VfL für ihn entschieden.

Und der HSV?

Dass ich für den HSV nur infrage komme, wenn es mit Bruno Labbadia nicht klappt, war mir auch klar. In Hamburg und Wolfsburg sind die Gespräche sehr weit gegangen. Von Seiten der Klubführung in Köln habe ich jedoch gespürt, dass nicht das hundertprozentige Vertrauen da ist. Speziell Wolfgang Overath hat sich womöglich einen ehemaligen Spieler als Trainer gewünscht.

Sie sagten, es waren sehr intensive Gespräche. Worum ging es dabei?

An ein bis zwei Tagen haben wir über mehrere Stunden zusammengesessen, uns über die Vereinsphilosophie sowie die Zusammenstellung der Mannschaft unterhalten und erörtert, welche Ziele der Verein hat. Wir haben diskutiert, was man verändern und verbessern könnte.

Sie haben Ihr Konzept mit einer Power-Point-Präsentation vorgeführt.

In Wolfsburg habe ich meine Gesamtkonzeption tatsächlich mit Power-Point vorgestellt. Beim HSV war es ähnlich. Um gut vorbereitet zu sein, habe ich mir Fakten aus der abgelaufenen Saison besorgt. Zum Beispiel habe ich versucht herauszufinden, wie lange die Verträge der einzelnen Spieler laufen.

Die Vereine sind bemüht, Vertragsinhalte nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Wie sind Sie an die Daten gekommen?

Wenn man längere Zeit im Bundesligageschäft tätig ist, weiß man, wie lange der einzelne Spieler unterschrieben hat. Zusätzlich informiere ich mich auf bestimmten Internetseiten und frage die Vereine, mit wem verlängert werden soll.

Sie haben in der vergangen Saison als Experte beim Fernsehen gearbeitet. Wäre das eine Option für Sie, falls sie nicht das passende Angebot als Trainer bekommen?

Ich habe nicht mein Trainerdiplom gemacht, um TV-Experte zu werden. Auf der anderen Seite zeigt es mir, dass ich mir ein ganz ordentliches Standing erarbeitet und in der Analyse nicht irgendeinen Unsinn erzählt habe, sonst wäre ich nicht gefragt worden.

In der öffentlichen Wahrnehmung standen Sie als Verlierer da.

Ich habe den Job bei den Klubs, mit denen ich verhandelt habe, nicht bekommen. Insofern habe ich verloren. Damit muss man umgehen können. Natürlich hoffe ich, bald wieder auf dem Platz stehen zu können, um die Dinge, die ich im letzten Jahr gelernt habe, umzusetzen. Es war hilfreich bei Premiere und Sat 1 hinter die Kulissen zu schauen. Zum Fußballjob gehört auch die Medienarbeit.

Interview: Matthias Bossaller

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