zum Hauptinhalt
Michael Preetz, Herthas Manager, im Kreuzfeuer der Kritik: Auch das Präsidiumsmitglied Ingmar Pering spricht sich gegen ihn aus.

© dapd

Interview mit Herthas Präsidiumsmitglied Ingmar Pering: „Preetz muss für die Konsequenzen einstehen“

Herthas Präsidiumsmitglied Ingmar Pering spricht sich gegen eine Weiterbeschäftigung von Manager Michael Preetz aus. Aber er ist nicht nur mit dem Manager unzufrieden - bei Hertha liegt seiner Ansicht nach noch mehr im Argen.

Herr Pering, Sie haben sich als erstes Präsidiumsmitglied von Hertha gegen eine Weiterbeschäftigung von Geschäftsführer Michael Preetz ausgesprochen. Weshalb gerade jetzt?

Bekanntermaßen haben wir am 29. Mai eine nicht unbedeutende Mitgliederversammlung, bei der ein neues Präsidium zu wählen ist. Ich glaube einfach, dass so kurz vor der Wahl die Mitglieder wissen müssen, welcher der Kandidaten wofür steht. Ich bin der Meinung, dass hinter uns drei chaotische Jahre liegen. Michael Preetz hat als Geschäftsführer Sport zu verantworten, dass wir zweimal in dieser Zeit von der Bundesliga in die Zweite Liga abgestiegen sind. Zudem haben sich in den vergangenen Tagen sowohl einige meiner Präsidiumsmitglieder als auch fast alle der neuen Kandidaten auf einer Vielzahl von Veranstaltungen mit Fans und Mitgliedern diesbezüglich erklärt, weshalb ich es nicht mehr für nötig halte, die Vorbehalte gegenüber der Arbeit von Herrn Preetz als offenes Geheimnis weiter hüten zu müssen.

Noch läuft ein Einspruchsverfahren des Vereins gegen die Wertung des Relegationsspiels. Wie bewertet denn das Präsidium das Vorgehen?

Wir, das Präsidium, sind nicht über die einzelnen Schritte informiert worden. Ich habe lediglich eine E-Mail erhalten, dass der Verein Einspruch gegen die Spielwertung des Relegations-Rückspiels in Düsseldorf einlegt. Das betrifft also das Eingangsverfahren, das am Montag vom DFB-Sportgericht abschlägig entschieden worden ist. Über alle weiteren Schritte habe ich mich über die Presse selbst informiert.

Das lässt auf eine gestörte Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Präsidium schließen.

Dieses Gebaren sorgt bei einigen Präsidiumsmitgliedern schon lange nicht mehr für Verwunderung. Wobei man aber sagen muss, dass das Sportgerichtsverfahren ausschließlich Sache der KG, also der Geschäftsführung von Hertha ist. Aber nicht nur ich hätte es begrüßt, wenn uns die Geschäftsführung informiert hätte.

Sie werden sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass Sie in einer Phase, in der der Verein um seine sportliche Existenz kämpft, eine zweite Front eröffnet haben.

Ja, dass dieser Vorwurf kommt, kann ich mir vorstellen, aber ich bin keiner, der mit einem Schild vorneweg läuft, auf dem steht: Der Präsident spricht für uns alle, ich habe keine eigene Meinung.

Wie lautet Ihr konkreter Vorwurf gegen Michael Preetz?

Der Vorwurf ist der, dass die drei Spielzeiten, die er zu verantworten hat, sowohl sportlich, kommunikativ als auch wirtschaftlich alles andere als zufriedenstellend verlaufen sind. Wir stehen in diesen Bereichen überhaupt nicht gut da.

Und das machen Sie als Präsidiumsmitglied ausschließlich am Geschäftsführer Preetz fest?

Ja, denn wir als Präsidium sind nicht geschäftsführend tätig, dafür ist die Geschäftsführung zuständig, die, nebenbei bemerkt, ordentlich dafür bezahlt wird. Ich als normales Präsidiumsmitglied kann die Frage der Schuld an diesen negativen Entwicklungen nicht abschließend klären. Aber ich kann sagen, wo die Verantwortung dafür liegt, und die liegt bei der Geschäftsführung. Michael Preetz verbittet sich jede Einmischung in sportliche Angelegenheiten. Und das völlig zu recht. Aber dann muss er auch für die Konsequenzen einstehen.

Mit Verlaub: Ist das nicht nur Wahlkampftaktik, sich jetzt kritisch zu äußern, obwohl Sie schon seit Jahren dem Präsidium angehören und Einfluss hätten nehmen können?

Gehen Sie davon aus, dass es im Präsidium durchaus andere Meinungen gegeben hat. Aber die Mehrheitsverhältnisse waren nun einmal andere. Bei Ingo Schiller …

… dem Geschäftsführer Finanzen …

… gab es durchaus Kollegen, die gefragt haben, warum sein Vertrag ausgerechnet so kurz vor der Neuwahl eines Präsidiums verlängert werden muss. Aber die Mehrheit hat eben dafür entschieden. In den Bereichen Sport, Kommunikation und Finanzen muss Hertha BSC sehr viel transparenter werden. Die Abstimmung zwischen den Gremien muss sich grundsätzlich verbessern, nachvollziehbarer und kontrollierbarer werden. Ich trete dafür ein, dass wir uns über Ziele und Aufgaben besser austauschen, dass die Geschäftsführung einem klaren Plan folgt und wir eine Vision für den Gesamtverein entwickeln, in der sich auch die fast 30 000 Mitglieder erkennen.

Ingmar Pering, 46, ist Mitbegründer einer Kanzlei in München. Seit 2002 war der Anwalt Mitglied im Beteiligungsausschuss von Hertha BSC, seit Anfang 2008 nun Mitglied des Präsidiums.

Die Fragen stellte Michael Rosentritt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false