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Horst Heldt, 43, ist seit 2010 Sportdirektor beim FC Schalke 04. Als Bundesligaprofi war der zweimalige Nationalspieler für den 1. FC Köln, 1860 München, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart aktiv.

© dpa

Interview mit Horst Heldt: "Dortmund macht vieles richtig"

Schalkes Manager Horst Heldt spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über den wachsenden Abstand seines Klubs zur Bundesliga-Spitze und den Traum von der Deutschen Meisterschaft.

Herr Heldt, wird Ihnen Angst und Bange, wenn sie sehen, wie viele Millionen Euro der FC Bayern im vergangenen halben Jahr in seine Mannschaft investiert hat?

Nein, eigentlich nicht. Die Bayern planen mit einem neuen Investor und verkaufen dafür wieder Anteile, aber das ist natürlich auch nur begrenzt möglich. Doch wir müssen akzeptieren, dass die Münchner einfach andere Voraussetzungen haben.

Schalke steht aufgrund seiner finanziellen Situation unter dem Zwang, regelmäßig in die Champions League einziehen zu müssen. Wie sehr steht der Klub unter Druck?

Finanziell gar nicht, aus sportlicher Sicht haben wir eigene, hohe Ansprüche. Aus wirtschaftlicher Sicht haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Klub zu konsolidieren. Dabei helfen zusätzliche Einnahmen, also Geld, dass wir in die Tilgung stecken können. Wenn Wolfsburg, Hoffenheim oder die Bayern die Schatulle aufmachen, da können wir nicht mithalten.

Ist eine neue Bescheidenheit auf Schalke eingekehrt?

Wir wollen unsere Identität behalten. Wir sind ein eingetragener Verein und wollen das auch bleiben. Das reglementiert allerdings unser Handeln in mancher Hinsicht. Aber: Wir wollen keinen Scheich oder einen unzuverlässigen Investor hier haben. Das ist ja fast schon einzigartig in der Bundesliga.

Der Klub hat sich finanzielle Gesundung auf die Fahnen geschrieben, investiert aber gerade in Spieler. Der Weg ist nicht eindeutig zu charakterisieren.

Wir sind eben nicht arm wie eine Kirchenmaus und haben wie andere Top-Klubs einen hohen Standard. Aber es ist und bleibt ein schmaler Grat, zu konsolidieren und eine gute Mannschaft auf die Beine zu stellen. Andere Klubs machen in dieser Hinsicht auch einen guten Job, das darf man einfach nicht außer Acht lassen. Fünf Millionen Euro im Etat machen sportlich kaum einen Unterschied. Es gibt keine Erfolgsgarantie. Es sei denn, ich investiere deutlich mehr, so wie es die Bayern machen.

Dortmund ist ein Gegenbeispiel für diese These. Was macht der BVB besser?

Dortmund hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Die Verantwortlichen hatten ein gutes Händchen bei Investitionen und Transfers. Diese Leistung erkennt jeder an. Aber es gab natürlich auch mal andere Zeiten beim BVB. Allerdings bin ich sicher , dass die Dortmunder mit ihren Personalkosten vermutlich auch nicht so weit weg sind von unserem Niveau.

Horst Heldt über den Schalker Traum von der Deutschen Meisterschaft

Ist Ihr Klub in einer Phase, in der entschieden wird, ob die Mannschaft auch in Zukunft im obersten Bereich der Bundesliga mitspielen kann?

Fakt ist: nicht nur die anderen Klubs, auch wir haben investiert. Wir haben etliche Verträge verlängert, zum Beispiel mit Klaas-Jan Huntelaar, und eine erfolgreiche Mannschaft zusammengestellt, die für zukünftige Aufgaben gerüstet ist.

Sie haben vor einem halben Jahr gesagt, es muss kein Traum bleiben, mit Schalke Deutscher Meister zu werden. Halten Sie daran fest?

Sicher kann das passieren. Aber es wird natürlich schwieriger, wenn man sieht, dass etwa der FC Bayern rund 70 Millionen Euro allein in diese Saison investiert hat. Wir werden unseren finanziellen Konsolidierungskurs nicht aufs Spiel setzen, um unbedingt Meister zu werden. Wir können davon träumen, aber der Verein darf nur für dieses eine Ziel nicht ins Bodenlose fallen.

Bleiben Sie immer noch bei Ihrem Saisonziel Champions-League?

Die Saison ist doch noch längst nicht vorbei. Gerade wir haben gezeigt, dass man viele Punkte liegen lassen kann. Warum soll das nicht auch anderen Mannschaften passieren? Es wäre absurd, sich schon jetzt von seinen Zielen zu verabschieden. Wir dürfen auch die Spieler nicht aus der Verantwortung lassen. Nun werden wir gemeinsam versuchen, wieder in die Erfolgsspur zu kommen und dann schauen wir mal, was passiert.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass ihre Wahl, Jens Keller als Trainer zu berufen, vor allem aus ihren Verbindungen zum VfB Stuttgart zustande gekommen ist.

Das ist Quatsch. Wir haben diese Entscheidung gemeinsam in den Gremien gefällt. Man vergibt doch in Unternehmen keine Führungspositionen aufgrund von persönlichen Vorlieben. Es geht doch vor allem um die Qualifikation desjenigen, den man beschäftigen will. Zwar ist Sympathie nicht hinderlich, aber doch lange nicht das Entscheidende.

Haben Sie erwartet, dass Ihre Trainerentscheidung so viel Skepsis in der Öffentlichkeit aufwirft?

Eine solch negative Berichterstattung noch vor dem ersten Bundesligaspiel, das habe ich in der Form noch nicht erlebt. Es ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Deshalb müssen wir uns auf die eigentlichen Dinge auf dem Fußballplatz konzentrieren. Damit ist uns mehr geholfen.

Würden Sie gerne mit Keller über die Saison hinaus arbeiten?

Jens Keller steht am Anfang seiner Trainerkarriere. Ich gebe gerne Leuten eine Chance, die Qualität haben. Es gibt über die Saison hinaus die Möglichkeit, dass er weitermacht. Er ist unsere erste Wahl. Wir werden beobachten, ob die Mannschaft sich weiterentwickelt. Das hängt nicht nur vom Saisonergebnis ab.

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