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Sean Roberts, 31, ist Torhüter beim südafrikanischen Zweitligisten Chippa United. Zuvor spielte Roberts in der südafrikanischen Premier League. Zudem ist er studierter Finanzberater.

© Imago

Interview mit Sean Roberts: "Sportwagen sind beliebter als Sparpläne"

Viele Profifußballer bekommen nach ihrer Karriere finanzielle Probleme, weil sie nicht genügend vorgesorgt haben – der südafrikanische Torhüter und Finanzberater Sean Roberts hilft seinen Kollegen beim Investieren in die eigene Zukunft.

Von Johannes Nedo

Sean Roberts, wie wird man während seiner Fußballkarriere auch Finanzberater?
Bei mir kamen einige Gründe zusammen: mein Knie und viele abschreckende Beispiele. 2009 erlitt ich eine schwere Knieverletzung und stand kurz vor dem Ende meiner Laufbahn. Da fragt man sich natürlich: Wie geht es beruflich weiter? Mein Schwiegervater arbeitet als Finanzberater und ermunterte mich, die Ausbildung anzufangen. Währenddessen habe ich mich überraschend von meiner Verletzung erholt. Und jetzt bin ich beides.

Obwohl Ihre Karriere dann doch weiterlief haben Sie weiter studiert?

Was mich aber vor allem motiviert hat dranzubleiben, waren eben die vielen abschreckenden Beispiele, die ich während meiner Laufbahn erlebt habe. Zahlreiche Spieler, zu denen ich aufgeschaut habe, sind nach ihrem Karriereende gescheitert. Ich kenne einige, die jetzt als Taxifahrer oder Autoverkäufer schuften müssen, weil sie nichts von ihren Profigehältern gespart haben.

Man muss doch nicht Finanzberater sein, um zu wissen, wie man sein Geld sinnvoll nutzt, oder?

Natürlich nicht. Ich kann jetzt allerdings meinen Fußballerkollegen helfen, damit sie auch nach ihrer Karriere genug Geld haben. 80 Prozent der südafrikanischen Profis sind fünf Jahre nach ihrem Karriereende pleite.

In Deutschland haben laut der Spielergewerkschaft VdV rund ein Viertel aller Profis am Ende ihrer Laufbahn Schulden. Warum fällt es Fußballern offensichtlich so schwer, mit ihrem Geld umzugehen?

Einmal ist es der Lebensstil: Viele Fußballer interessieren sich nur für Bling-Bling, Champagner und teure Autos. Sie verdienen in jungem Alter viel Geld, denken aber nicht über das Hier und Jetzt hinaus. In Südafrika kommt zudem extrem zum Tragen, dass vielen eine gute Schulbildung fehlt. Doch vor allem werden sie schlecht beraten. Ich als Fußballprofi habe da den Vorteil, dass die anderen Spieler mir mehr vertrauen. So sind meine Chancen größer, langsam ihre Denkweise zu ändern und den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem sich viele befinden.

Sie machen das aber auch nicht ehrenamtlich, oder?

Meine Kommission ist sehr gering. Und hauptsächlich lebe ich von meinem Profigehalt. Ich bin auf das Einkommen von meinem Beraterjob nicht angewiesen.

Wie viele Klienten haben Sie?

Etwa 40. Die Kundenakquise ist für mich natürlich einfach. Ich habe ja die Telefonnummern von meinen Fußballkollegen. Ich muss auch nicht für mich werben, das meiste läuft über Mund-Propaganda.

Wie überzeugen Sie Ihre Kunden, Geld zur Seite zu legen?

Indem ich sie mit der Realität und den verheerenden Statistiken konfrontiere. Spätestens dann haben die meisten ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht sparen.

Welche Sparmodelle empfehlen Sie?

Ich rate meinen Klienten, zehn bis 20 Prozent ihres Einkommens anzulegen: in Aktien, Fonds, Immobilien – natürlich auf einem Extrakonto, damit sie ja nicht an das Geld herankommen. Wenn sie das tun, können sie nach 15 Jahren als Profi gut vom Ersparten leben. Denn mein Ziel ist es, den angelegten Betrag zu verdoppeln.

Was macht Ihnen am Zweitjob als Finanzberater am meisten Spaß?

Wenn ich einen Kollegen überzeugen konnte, sein Geld nicht zu verschleudern. Das gelingt mir aber leider nicht immer. Ich werde auch enttäuscht. Neulich hatte ich mit einem Spieler einen Sparplan aufgestellt – und zwei Tage später erfuhr ich, dass er sich noch ein neues Luxusauto gekauft hat. Sportwagen sind eben oft beliebter als Sparpläne.

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