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Interview: Thomas Schaaf: „Schon mal die richtige Stadt“

Werder Bremens Trainer Thomas Schaaf über den Saisonstart beim 1. FC Union, Unpünktlichkeit und die Bedeutung von Claudio Pizarro

Herr Schaaf, sind Ihre Spieler im Werder- Museum noch einmal am DFB-Pokal vorbeigegangen, um sich auf das erste Pokalspiel gegen den 1. FC Union einzustimmen?


Nein, so etwas braucht man nicht zu machen. Unsere Erinnerungen an den Pokalsieg sind noch sehr wach und reichhaltig. Entscheidend ist das Gefühl, dass dieser Wettbewerb – und speziell das Endspiel – etwas Besonderes ist. Jetzt fahren wir schon wieder in die richtige Stadt, ich hoffe aber, dass noch ein paar Pokal-Termine dazukommen, damit wir zum Finale noch mal in Berlin sind.

Sportchef Klaus Allofs hat gesagt, Union sei der schwierigste Gegner, den Werder in der ersten Runde bekommen konnte. Warum?


Weil sie als Zweitligaaufsteiger eine Euphorie mitbringen, zu Hause viel erreicht haben und mit ihren Fans im Rücken sehr selbstbewusst agieren. Aber ich stelle mir schon vor, dass unser Leistungsvermögen groß genug ist, um weiterzukommen.

Ihr zu Union ausgeliehener Stürmer John Jairo Mosquera macht dem Zweitligisten viel Freude.

Er hat sich weiterentwickelt, deshalb haben wir vor der Ausleihe auch seinen Vertrag verlängert. Natürlich will er sich gegen uns besonders beweisen, aber wir wollen dagegenhalten und ihm keine Möglichkeiten lassen, seine Fähigkeiten zu zeigen.

Wie ist der Leistungsstand Ihrer Mannschaft eine Woche vor Bundesliga-Start?

Unsere Vorbereitung war sehr durchwachsen. Wir hatten leider nie das gesamte Personal zur Verfügung, Markus Rosenberg und Daniel Jensen haben noch gar nicht mit der Mannschaft trainiert, den U-21-Europameistern Mesut Özil, Marko Marin und Sebastian Boenisch fehlt etwas, weil sie fast drei Wochen der Vorbereitung verpasst haben. Auch wenn wir sie schon einsetzen können. Aber insgesamt haben wir noch viel Luft nach oben, müssen noch an der Abstimmung arbeiten. Die richtige Qualität erreichen wir erst, wenn die Bundesliga beginnt.

Ähnlich wie das Weserstadion sieht aber auch der Kader derzeit noch aus wie eine Baustelle: Die Mannschaft ist noch nicht komplett. Wie wichtig ist es, dass ein Stürmer wie Claudio Pizarro noch an die Weser wechselt?

Es ist ja kein Geheimnis, dass er uns gut zu Gesicht stände. Claudio hat viele Tore geschossen, tolle Spiele gezeigt. Wenn wir ihn bekommen könnten, würde uns das weiterhelfen – vollkommen klar. Aber es muss auch für uns passen, vor allem finanziell.

Nach den Eindrücken aus der Vorbereitung setzen Sie verstärkt auf ein System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern. Lange hat man geglaubt, die Raute im Werder-Mittelfeld gehört zum Trainer Schaaf wie der Roland zu Bremen.

Das habe ich nie so gesagt. Wir werden mit dem System spielen, dass uns größtmöglichen Erfolg beschert. Wir haben nicht das Geld, so dass wir ein einziges System vorgeben, und wir danach die Spieler einkaufen. Also müssen wir flexibel sein.

In der vergangenen Saison hat sich Werder im Liga-Alltag durch Disziplinlosigkeiten das Leben oft selbst schwer gemacht. Durch Platzverweise, Unpünktlichkeiten…

…das sind völlig verschiedene Dinge.

Warum?


Nur weil ein Spieler mal unpünktlich ist, darf er nicht gleich als disziplinlos gelten. Das passiert jedem Arbeitnehmer einmal. Worauf wir achten müssen, ist, dass die Disziplin auf dem Platz eingehalten wird. Wenn man gewisse Ziele nicht erreicht, setzt eine innere Unzufriedenheit ein, die in Frustreaktionen umschlagen kann. Mit besseren Leistungen ist man da auf der sicheren Seite.

Ist Werder nicht doch eher eine typische Pokalmannschaft?

Wir hatten in der vergangenen Saison Probleme mit der Konstanz. In einem so langen Wettbewerb wie der Bundesliga hat sich das negativ ausgewirkt. Im Pokal spielt man nicht jede Woche, da sind wir zu besonderen Dingen fähig gewesen. Ich würde mich nicht dagegen wehren, dass wir eine typische Pokalmannschaft sind. Aber ich wehre mich dagegen, dass wir uns nur auf den Pokal konzentrieren.

Interview: Frank Hellmann

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