zum Hauptinhalt
IOC waehlt Praesidenten

© AFP

IOC-Chef: Rogge wiedergewählt - und der Zukunft zugewandt

Nach der Vergabe von Olympia 2016 und der Wiederwahl Jacques Rogges diskutiert und entscheidet das IOC über die Zukunft der Spiele.

Die Zukunft hat für Jacques Rogge schon vor seiner Wiederwahl begonnen. Am Freitag wird der 67 Jahre alte Belgier beim 13. Olympischen Kongress in Kopenhagen als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bestätigt werden, doch die wohl prestigeträchtigste Entscheidung seiner Amtszeit ist mit der Vergabe der Olympischen Spiele 2016 nach Rio de Janeiro schon in der vergangenen Woche gefallen. „Das Votum für Rio war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Rogge. „Das IOC muss die Dritte Welt mehr miteinbeziehen.“

Mit der überraschenden Vergabe an das Schwellenland hat das IOC aber nicht nur eine neue Ära in der olympischen Geschichte eingeläutet, sondern vor allem sein Selbstverständnis aufpoliert: das einer globalen und universellen Organisation. Die Konferenz in Kopenhagen erweckt so den Eindruck, als würde das IOC vermehrt über sich selbst und die Zukunft der Olympischen Spiele nachdenken. Dabei liefert das 66 Empfehlungen umfassende Kongresspapier mehr allgemeingültige Feststellungen als konkrete Handlungsanweisungen. Zum Thema Menschenrechte beispielsweise hält sich das Komitee bedeckt – die Bildung einer Menschenrechtskommission lehnte es ab. Auch dass Olympia in Rio nun den Weg ebnet für zeitnahe Spiele in Dritt- und Schwellenländern, erscheint mehr als fraglich. Brasiliens gute wirtschaftliche Voraussetzungen sind schlicht nicht mit denen der meisten afrikanischen Staaten vergleichbar. Zwar räumt IOC-Vizepräsident Thomas Bach ein, dass „die Zeit für Olympia in Afrika sicherlich einmal kommen wird“, aber vorerst wird das Komitee bei der Vergabe vermutlich weiter auf politisch und wirtschaftlich stabile Regionen setzen.

Mehr Klarheit gibt es über die sportliche Zukunft Olympias. Mit der Einführung des Frauen-Boxens bei den Spielen 2012 in London werden erstmals in allen Disziplinen Männer und Frauen antreten. Darüber hinaus wird am Freitag in Kopenhagen über die Aufnahme weiterer Sportarten ins das olympische Programm entschieden. So gut wie sicher scheint, dass in Rio Medaillen im Golf und im Siebener-Rugby vergeben werden. Jüngere Sportarten wie Squash oder Inline-Skating haben hingegen kaum Chancen. Baseball und Softball  wurden bereits gestrichen.

Jacques Rogge wird diesen Entscheidungen wie seiner Wiederwahl einigermaßen gelassen entgegen sehen – er geht am Freitag in seine letzte Amtszeit. Und initiiert damit ab Sonnabend indirekt schon den Wahlkampf für seine Nachfolge. Als Favorit auf den Posten galt bisher Thomas Bach, doch viele Beobachter räumen mittlerweile auch der Marokkanerin Nawal el Moutawakel gute Perspektiven ein. Eine Frau aus Nordafrika könnte dem Komitee einen anderen Anstrich verpassen. Es ist nicht auszuschließen, dass Rogge mit der Unterstützung der muslimischen Kandidatin ein letztes Vermächtnis hinterlassen will. Als Zeichen für die Zukunft.

Herbert Fischer-Solms[Kopenhagen]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false