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Sport: Is normal

Roy Makaay gibt dem FC Bayern mit seinen Toren ein Stück Identität zurück: die Selbstverständlichkeit des Siegens

München. Roy Makaay redet, wie er spielt. So wie der Stürmer von Bayern München auf dem Platz mit seinen Kräften haushaltet, so tut er es außerhalb mit Worten. Gerne verwendet er Formulierungen von bestechender Klarheit, am häufigsten greift der Holländer auf die Sätze „Is normal“ oder „Is kein Problem“ zurück – so häufig übrigens, dass Zuhörer einmal ein Spiel daraus machten zu zählen, was er häufiger sagt. Es gewann „Is kein Problem“ mit 6:4, weil er diesen Satz vier Mal in einer einzigen Antwort unterbrachte.

Natürlich ist egal, was ein Spieler sagt, solange er seine Leistung bringt, erst recht gilt das also für Roy Makaay. In seinem Fall hilft die Sprachanalyse dennoch weiter. Weil er spielt, wie er redet. Roy Makaay mit seinem Verständnis von Ökonomie ist die beste Haushaltshilfe, die sich der FC Bayern im Moment vorstellen kann. Nie ist die geradlinige Effizienz des Holländers für den Deutschen Meister so wertvoll gewesen wie in der vergangenen Woche. Am Mittwoch sicherte er den Münchnern beim 1:0 über Anderlecht mit seinem Elfmetertor den Verbleib in der Champions League, am Sonnabend hievte er seine Mannschaft durch den Treffer zum 1:0 gegen den VfB Stuttgart auch im Ligabetrieb zurück in die Spur. An Makaays Stärke lässt sich zugleich die derzeitige Schwäche seiner Mannschaft aufzeigen: „Er ist einer, der kein Problem mit Druck hat und da ist, wenn es drauf ankommt“, fasste Vorstandschef Karl- Heinz Rummenigge Makaays Beitrag in den beiden Spielen zusammen.

Ausgerechnet der Holländer, auf dessen Schultern nach der Abschiebung von Publikumsliebling Giovane Elber der größte Druck lastete, hat sich den ursprünglichsten FC- Bayern-Charakterzug zu Eigen gemacht, deren Verlust die Münchner zuletzt so betrübt hatte: feinstes, trotziges „Mia san mia“. Er hat dem Verein ein Stück seiner Identität zurückgegeben: die Selbstverständlichkeit des Siegens.

„Er ist eiskalt, ein eiskalter Spieler, ein eiskalter Stürmer“, wiederholte sich Oliver Kahn nach dem Spiel gegen Anderlecht, als bestehe in Gegenwart des Stürmers akute Erkältungsgefahr. Vier Monate ist es her, dass Makaay erstmals für den FC Bayern aufgelaufen ist. Im Prinzip hatte er keine Chance, die Erwartungen zu erfüllen, die ihm das Etikett „teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte“ einbrachte: 18,75 Millionen Euro hatten die Münchner nach La Coruna überwiesen. Inzwischen hat er – trotz der penetrant geführten Debatte über seine schwierige Einbindung ins Spiel der Bayern – den sichersten Stammplatz neben Oliver Kahn. 15 Tore hat der holländische Nationalspieler in den drei Wettbewerben geschossen. „Ich habe nie ein Ziel, wie viele Tore ich schieße“, sagte Makaay zu seiner imponierenden Zwischenbilanz.

Man kann solchen Sätzen entnehmen, was den Mann umtreibt. Er verliert sich nicht in emotionalen Wallungen, wozu ihm die Woche durchaus Anlass gegeben hätte, stattdessen sprach er nach dem Spiel gegen Stuttgart vom SC Freiburg. „Da haben wir noch ein wichtiges Spiel, dann ist Winterpause, und dann kann ich meine erste richtige Vorbereitung mitmachen.“ Und dann Pokal, Meisterschaft, Champions League. Makaay hat die Vorzüge eines Ferrari, doch seinen Wert schöpfen die Bayern daraus, dass er am liebsten belastet wird wie ein Polo. „Ich bin Fußballer“, erinnert Makaay in steter Regelmäßigkeit, nix Besonderes also.

Auch Trainer Ottmar Hitzfeld ging sparsam um mit Lob für den doppelten Matchwinner, vielleicht aus Sorge, die beiden Siege könnten nur an ihm festgemacht werden. Er habe eine tolle Abschlusstechnik, aber „unser Spiel ist ja auch auf Roy zugeschnitten. Wenn wir ihn nicht geholt hätten, würde Giovane Elber jetzt die Tore machen“, folgte Hitzfeld einer interessanten Logik. Makaay würde ein solches Urteil nicht als Geringschätzung empfinden. Es wäre interessant zu wissen, wie er darauf antworten würde. Die Chancen stünden vermutlich fifty-fifty.

Daniel Pontzen

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