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Sport: Ist was? Dann sag es!

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich zu einer Aussprache getroffen – ohne ihren Trainer

Es passiert nicht oft, dass die Nationalspieler ohne ihren Trainer zusammenfinden. Das letzte Treffen dieser Art gab es im Juli 2006. Damals, zwei Tage vor dem Spiel um Platz drei, kam die Mannschaft in ihrem Berliner WM-Quartier zusammen, um darüber zu befinden, ob sie sich in Stuttgart oder auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor verabschieden soll. Schließlich entschied die Mannschaft sich für eine Rückkehr ins Zentrum des Turniers, wo sie von einer halben Millionen Menschen gefeiert wurde.

Vielleicht hat Joachim Löw in den vergangenen Tagen auch noch einmal zurückgedacht an jene Sommermärchentage. Vermutlich hat er sich gedacht, dass es nicht schaden kann, wenn er die Mannschaft mal kurz sich selbst überlässt. Er appelliert bewusst an die Selbstheilungskräfte des Teams. Und so kamen die 23 deutschen EM-Spieler in ihrem EM-Quartier in Ascona für eine kleine, aber wohl heftige Aussprache zusammen. Wie zu erfahren war, hat der Bundestrainer die Anregung dazu gegeben. Er soll seinen drei Wortführern im Team, Michael Ballack, Torsten Frings und Jens Lehmann, empfohlen haben, sich auszusprechen. Dieses Mal ging es aber vorrangig nicht darum, wo gefeiert wird, sondern was zu tun ist, damit man überhaupt noch etwas zu feiern bekommt bei diesem Alpenturnier. „Das hatte nichts mit dem Trainer an sich zu tun“, sagte ein gut gelaunter Michael Ballack. „Das war mal ein lockeres Gespräch unter uns.“ Über Inhalte mochte der Kapitän, der mit einer Gelben Karte in das Spiel gegen Österreich geht, nicht reden. Es gebe eine klare Regel, und die besage, dass das, was sich die Spieler zu sagen haben, definitiv nicht nach außen dringt. Sonst wäre die Aussprache nur halb so gut. „Es ist schon anders, wenn der Trainer nicht dabei ist“, sagte Ballack. „Manche Spieler sprechen intern freier, außerdem kann man sich untereinander sagen, was einem nicht passt.“ Und da diesmal nicht der Filmemacher Sönke Wortmann mit seiner Kamera dabei war, wird davon der Nachwelt als Dokument auch nichts erhalten bleiben.

Und so wurde vor dem Abflug nach Wien viel hineininterpretiert in die Aussprache. Ballack erlaubte nur einen kleinen Einblick. Zu vergleichen sei das am ehesten mit dem, was auf dem Platz so gesprochen werde. „Fußballersprache eben“, sagte er mit schelmischen Lächeln. Da müsse nicht immer der Ton getroffen werden und trotzdem nicht gleich jemand eingeschnappt sein. Das sei in der Kreisklasse nicht anders „als bei uns“.

Über personelle Veränderungen sei in der Runde jedenfalls nicht gesprochen worden, aber diese wird es geben. Es gilt als wahrscheinlich, dass Arne Friedrich in die Mannschaft rückt, dort aber den Platz rechts in der Kette von Philipp Lahm übernimmt, der die linke Position des verletzten Marcell Jansen einnimmt. Seine erste Einsatzchance dürfte auch Tim Borowski erhalten, der anstelle von Clemens Fritz im rechten Mittelfeld beginnt. Als nicht ausgeschlossen gilt, dass der Bundestrainer den dreifachen Torschützen Lukas Podolski in den Sturm beordert für den bislang schwachen Mario Gomez. Diese Variante würde der Grundformation der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren am nächsten kommen. Bis auf den verletzten Bernd Schneider und den gesperrten Bastian Schweinsteiger könnte gegen Österreich also jene Mannschaft auflaufen, die im WM-Viertelfinale Argentinien schlug. Wenn das keine Hoffnung macht.

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