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Istaf Berlin: Klatschen vom Band

Die Leichtathletik ist nicht mehr die größte sportliche Nummer, da muss sie schon um jeden Zuschauer kämpfen. Das Istaf wollte den Abschwung aufhalten.

Berlin - Eine Bank als Titelsponsor hatte die Karten für den ganzen Oberring aufgekauft, etwa 30 000 Tickets, und selbst unter die Leute gebracht. Schon vor einigen Tagen meldeten die Veranstalter daher ein ausverkauftes Berliner Olympiastadion mit 70 000 Zuschauern. Es kamen – nicht einmal 60 000, aber immer noch mehr als bei allen anderen Leichtathletik-Meetings.

Das Zahlenspiel von 70 000 Gästen zum 70. Geburtstag des Istaf ist dennoch nicht aufgegangen. Woran das lag? Die Bank hatte die Karten bundesweit vertrieben, vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Fast 800 Busse sollten die Zuschauer nach Berlin bringen, der Reisepreis lag bei 17 Euro pro Person. Gut möglich, dass sich viele gedacht haben, für 17 Euro so schnell nicht mehr nach Berlin zu kommen und diesen sonnigen Herbsttag lieber in der Stadt als im Stadion verbrachten. Ein Teil des Publikums schien sich bisher auch nicht unbedingt für die Leichtathletik begeistert zu haben, das Klatschen vom Band war im Olympiastadion manchmal lauter als das der Zuschauer. Dafür herrschte beim Start der Laufwettbewerbe ein lautes Gemurmel anstatt der bei der Leichtathletik üblichen konzentrierten Stille.

Eine misslungene Probe für die WM 2009, bei der das Stadion neun Tage lang gefüllt werden will? Das sah Stefan Thies anders, er ist Sprecher des WM-Organisationskomitees: „Es sind wahrscheinlich noch nie so viele Leute von außerhalb zum Istaf gekommen und noch nie so viele Jugendliche. Das kann das Publikum für 2009 werden.“ Zum 70. Geburtstag des Istaf kam noch ganz besonderer Besuch. Elfriede Rahn-Kaun etwa, die älteste lebende Teilnehmerin des Istaf mit 93 Jahren, die bei Olympia 1936 Bronze im Hochsprung gewonnen hatte. Oder Erika Borchadt, die unter ihrem Mädchennamen Biess beim Istaf 1939 den 75-Meter-Lauf gewonnen hatte. Die beiden wurden in einem Oldtimer durch das Stadion gefahren. Hinter ihnen folgten in Cabriolets andere Größen der Leichtathletik wie die Olympiasieger Heidemarie Ecker-Rosendahl, Rosemarie Ackermann, Edwin Moses und Sergej Bubka. Bessere Gäste als sie hätte sich das Istaf eigentlich nicht aussuchen können. Friedhard Teuffel

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