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Istaf-Chef Janetzky: „Wir brauchen eine neue Liga“

Istaf-Chef Janetzky spricht mit dem Tagesspiegel über die deutsche Leichtathletik nach der WM in Berlin und den langsamen Rückzug der Öffentlich-Rechtlichen aus der Leichtathletik.

Herr Janetzky, wie ist es denn, Erbverwalter der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin zu sein?

Bin ich das?

Sie sind Meetingdirektor des Internationalen Stadionfests im Olympiastadion. Was die WM an Glanz gebracht hat, müsste doch bis zum Istaf am 22. August strahlen.

Die WM war ein großer Erfolg mit herausragenden Fernsehquoten und breiter Akzeptanz bei Athleten und Zuschauern. Aber wir müssen uns fragen, wie nachhaltig die WM war.

Ihre Antwort?

Von den Sponsoren der WM hat keiner sein Engagement in der Leichtathletik in nennenswertem Umfang fortgesetzt. Und den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ist die Leichtathletik nicht mehr so viel Geld wert wie bisher. Der europäische Verbund EBU wollte statt bisher 80 nur noch 63 Millionen Dollar bieten.

Was bedeutet das für die Leichtathletik?

Die nächsten Weltmeisterschaften 2011 und 2013 werden wohl nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein, weil es keinen Vertrag gibt. Die Sender in Europa scheinen frustriert von der Vorherrschaft der Sportler aus Übersee. In Deutschland übertragen die Öffentlich-Rechtlichen in diesem Jahr nur Istaf, EM und deutsche Meisterschaften.

Liegt das an der Leichtathletik oder am Fernsehen?

Was gegen die Leichtathletik ins Feld geführt wird, sind immer dieselben beiden Sätze: Das Fernsehen zeigt nichts. Und die Athleten sind sowieso alle gedopt. Davon müssen wir wegkommen. Das Fernsehen trägt nicht die Schuld. Die Hauptschuldigen sind doch wir. Wir müssen selber etwas tun.

Was denn?

In Deutschland müssen wir einen Wiedererkennungswert schaffen. Die Leichtathletik besteht hier aus lauter isolierten Ein-Tages-Meetings. Wir brauchen eine Premiumserie wie die Ligen in den Ballsportarten, um Sponsoren und Fernsehzuschauer über das ganze Jahr zu bedienen.

Dieser Vorschlag kommt ausgerechnet von Ihnen, der sein Meeting, das Istaf, immer über die anderen gestellt hat mit der Begründung, es sei kein deutsches, sondern ein internationales Meeting?

Ich sage auch weiterhin, dass das Istaf ein internationales Meeting ist. Wir hatten zuletzt zwischen 60 000 und 70 000 Zuschauer, das nächstgrößere Meeting hatte 5000. Aber wir als Istaf helfen gerne mit. Denn wo soll denn ein Fan seine Begeisterung herholen, wenn er seine Athleten nicht regelmäßig im Fernsehen sieht?

In den vergangenen Jahren hatten Sie das Olympiastadion durch einen Sponsor mit Zuschauern aus dem ganzen Bundesgebiet gefüllt. Wird das Istaf jetzt ohne diesen Sponsor ein regionales Meeting?

Nein. Wir werden auch weiterhin Menschen aus ganz Deutschland ansprechen, nicht nur aus Berlin und Brandenburg. Wir wollen den ganzen Unterring füllen, dann hätten wir 38 000 Zuschauer. Die Preise liegen jetzt auch niedriger, für 39 Euro kann man auf Höhe der Ziellinie sitzen, das billigste Ticket kostet 9 Euro. Derzeit haben wir 16 000 Karten verkauft.

Die Leichtathletik hat sich zuletzt über Duelle zu vermarkten versucht. Welche Duelle wird es beim Istaf geben?

Sechs oder sieben sollen es werden. Im Diskuswerfen wird Robert Harting als Weltmeister gegen Piotr Malachowski antreten, im Hochsprung wollen wir Ariane Friedrich gegen Blanka Vlasic springen lassen, dazu haben wir in dieser Disziplin mit Meike Kröger eine lokale Heldin, die gerade zwei Meter gemeistert hat. Sicher werden wir auch über 100 Meter ein gutes Duell präsentieren.

Weltrekordhalter Usain Bolt hat das Istaf nicht in seine Saisonplanung aufgenommen.

Das ist richtig. Nach dem Stand der Dinge wird er im August in Zürich und in Brüssel laufen, vielleicht kommt er dazwischen als Zuschauer zu uns, er hat am Tag des Istaf Geburtstag. Unser Ziel ist auf jeden Fall, einen der drei großen Sprinter, also Bolt, Tyson Gay oder Asafa Powell, nach Berlin zu holen.

Ihnen ist von Sportpolitikern und Athleten immer wieder vorgeworfen worden, beim Istaf die Wurfdisziplinen und damit die erfolgreichen deutschen Werfer nicht ausreichend zu integrieren. Sie haben das mit den Zwängen der Golden League begründet. Jetzt gehören Sie der Serie nicht mehr an – werfen nun mehr Deutsche beim Istaf?

Bisher musste ich das Speerwerfen der Männer zeigen. Das fällt weg, dafür kann ich mir Speerwerfen der Frauen vorstellen, vielleicht auch Diskuswerfen der Frauen. Am Tag vor dem Istaf, beim Tag des Berliner Sports wird es zudem noch Hammerwerfen der Frauen geben.

Dabei hatten Sie doch einmal die Frage gestellt, ob Hammer- und Diskuswerfen noch zeitgemäß sind.

Diese Disziplinen müssen auch etwas tun, damit sie wegen ihrer geringen internationalen Breite nicht eingespart werden. Aber Hammerwerfen an sich ist doch eine faszinierende Sportart.

Das Gespräch führten Frank Bachner und Friedhard Teuffel.

Gerhard Janetzky, 60, ist Direktor des Leichtathletik-Meetings Istaf, Veranstalter von verschiedenen Straßenläufen und seit 2009 auch Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes.

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