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Sport: Italienischer Erfolg

Bei den Paralympics von Turin hat sich das neue Wertungssystem bewährt

Jetzt müssen die Athleten mit Handicap wieder vier Jahre lang warten, bis sie erneut Medaillen gewinnen können. Die gestrige Schlussfeier, bei der die Sportler durch die Turiner Innenstadt zogen, hat die 9. Paralympischen Winterspiele beendet – jetzt trainieren alle für Vancouver 2010.

Es gab in Turin ein paar erfreuliche Entwicklungen. Eine Viertelmillion Zuschauer verfolgten die Skirennen und die Biathlonwettkämpfe, 486 Athleten aus 39 Ländern reisen unverletzt wieder nach Hause. Alle 280 Dopingtest sind negativ ausgefallen. Die Paralimpiadi, wie die Italiener sagen, waren ein großer Erfolg.

58 Wettbewerbe sind in der vergangenen Woche in Turin und um Sestriere entschieden worden. Die deutsche Mannschaft (18 Medaillen) kam in der Nationenwertung hinter Russland (33) auf Rang zwei. Dabei trug das Alpinteam mit elf Medaillen am eifrigsten zu den Medaillen bei, darunter Gerd Schönfelder mit zwei und Martin Braxenthaler mit drei Goldmedaillen. Besonders begeistert haben die Sledgehockeyspieler – und die blinden Abfahrtsläufer mit ihren Vorfahrern. Beide rasen mit über 80 Stundenkilometern den Berg runter. Der vordere Fahrer muss sich dabei ständig nach hinten umdrehen, der zweite rast auf Zuruf hinterher – vertrauensvoll ins Nichts.

Auch organisatorisch waren die Paralympics durchaus ein Erfolg. Nach italienischen Maßstäben hat vieles hervorragend geklappt, das lobten auch die 70 Athleten, Begleitläufer, Ärzte und Trainer des deutschen Teams. Dank des Improvisationstalents der rund 3000 freiwilligen Helfer wurde vieles Unmögliche doch noch möglich gemacht. Allerdings fehlten an manchen Veranstaltungsorten die Behindertenparkplätze. Manchmal war das Gelände auch nur unzureichend zugänglich.

Das neue Wertungssystem hat sich bewährt. Statt unüberschaubar vielen Starterklassen mit unzähligen Medaillen wie noch in Salt Lake City gab es jetzt in Italien in jeder Disziplin nur noch drei Wettkämpfe nach Prozentsystem: Für die stehenden, die sitzenden und die blinden Athleten. Dadurch wird das Feld enger, die Konkurrenz stärker. Fürs Publikum werden die Spiele übersichtlicher – manche Sportler fühlen sich aber trotzdem benachteiligt. Etliche Stars und Politiker verliehen den Spielen ihren Glanz. Es kamen Prinzessin Viktoria von Schweden, Bundespräsident Horst Köhler oder Innenminister Wolfgang Schäuble, Skistar Alberto Tomba oder Sängerin Patty Smith – alle nahmen sich viel Zeit für die Sportler. Auch das Grußwort des Papstes hat viele gefreut.

Etwas enttäuschend waren jedoch die Prämien für die deutschen Sportler. Bei den Italienern erhielt ein Sieger 70 000 Euro, bei den Deutschen hingegen müssen sich die vielen Goldmedaillengewinner 75 000 Euro teilen. Aber das kann sich bis Vancouver ja noch ändern.

Annette Kögel[Turin]

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