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Italienischer Fußball: Ultras provozieren Spielunterbrechung

Unfassbare Szenen in der italienischen Serie A: Ultra-Fans des CFC Genua verlangten von den eigenen Spielern die Herausgabe der Trikots - während des laufenden Punktspiels gegen den AC Siena.

„Schande“, „Schmutz“, „inakzeptabel“ - wieder einmal ist das Entsetzen und die Empörung groß über die neue Dimension der Gewalt in italienischen Fußball-Stadien. Ultra-Fans des CFC Genua hatten am Sonntag im Spiel gegen den AC Siena randaliert und beim Zwischenstand von 0:4 für eine 45-minütige Unterbrechung der Partie gesorgt. Die radikalen Anhänger des CFC zwangen die eigenen Spieler sogar zur Herausgabe ihrer Trikots.

„Was in Genua passiert ist, zeigte wieder einmal die schlimmste Seite des italienischen Fußballs und dessen moralischen Verfall“, schimpfte Gianni Petrucci, Präsident des Nationalen Olympischen Komitee Italiens. Er sprach von einer „Schande für den italienischen Fußball“. „Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass der Fußball derart in den Schmutz gezogen wird“, sagte Petrucci.

Zugleich kritisierte er auch den Verein. Der CFC Genua habe ein sportliches Sakrileg begangen, weil er sich der Forderung seiner eigenen randalierenden Fans gebeugt habe. Diese hatten die eigenen Spieler genötigt, die Trikots auszuziehen, weil sie nicht mehr würdig seien, diese zu tragen. Die meisten Profis händigten tatsächlich ihre Trikot an Kapitän Marco Rossi aus, der sie den Anführern der Ultras übergeben sollte. „Damit hat man einer Erpressung nachgegeben“, betonte Genuas Polizeichef Massimo Mazza. Er hatte sich vehement gegen die Herausgabe der Trikots ausgesprochen.

Italiens Fußballverbandschef Giancarlo Abete verurteilte die Randale als „inakzeptabel“. „Dies sind keine Fußballfans. Solche Leute dürfen nirgendwo mehr in Stadion“, wiederholte Abete die üblichen Forderungen. Genuas Vereinspräsident Enrico Preziosi meinte. „Ich hoffe, dass man uns dafür mit einer Platzsperre belegt. Dann können wir wenigsten anderswo friedlich spielen.“

Preziosi kritisierte, dass das Polizeiaufgebot im Stadion zu gering gewesen sei. „Es geht nicht an, dass 60 bis 100 Personen im Stadion ihr eigenes Gesetz durchsetzen“, meinte der Clubchef. Nach Wiederanpfiff der Partie drehten die radikalen Genua-Fans ihrer Mannschaft den Rücken zu und beschimpften sie mit Sprechchören. Die meisten Zuschauer hatten das Stadion Marassi zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Das Spiel endete mit 1:4 und für Genuas Trainer Alberto Malesani mit dem Rauswurf. Preziosi verkündete am Sonntagabend die Entlassung des Coaches und für Montag die Präsentation von Luigi De Canio als neuen Trainer. (dpa)

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