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Sport: Ja, nein, vielleicht

Stefan Hermanns über Krisenmanagement à la Calmund Es ist in diesen Zeiten höchster Not nicht einfach, in Leverkusen, beim FußballBundesligisten Bayer 04, einen Menschen zu finden, der noch klare Gedanken fassen kann. Offensichtlich ist Thomas Hörster einer, der Trainer der Amateure, dem im Februar die Aufgabe angetragen worden ist, die Profimannschaft vor dem Abstieg zu retten.

Stefan Hermanns über Krisenmanagement à la Calmund

Es ist in diesen Zeiten höchster Not nicht einfach, in Leverkusen, beim FußballBundesligisten Bayer 04, einen Menschen zu finden, der noch klare Gedanken fassen kann. Offensichtlich ist Thomas Hörster einer, der Trainer der Amateure, dem im Februar die Aufgabe angetragen worden ist, die Profimannschaft vor dem Abstieg zu retten. Es ist ganz normal, dass sich auch ein nüchterner Mensch wie Hörster von einem solchen Angebot erst einmal geschmeichelt fühlt. Vielleicht hat ihm die Aussicht auf den großen Ruhm anfangs etwas die Gedanken getrübt. Inzwischen aber ist Hörster wohl aufgegangen, dass die Aufgabe eine Nummer zu groß für ihn ist und dass er dem Verein besser helfen könne, wenn er nicht mehr Trainer ist. Deshalb hat Thomas Hörster seinen Rücktritt angeboten.

„Unglaublich honorig“ fand Bayers Sportbeauftragter Meinolf Sprink diesen Schritt, und in der Tat hat Hörster der Vereinsführung um Reiner Calmund mit seinem Angebot unverhofft die Möglichkeit verschafft, einen Fehler auf sanfte Weise zu korrigieren. Dass tags darauf das Chaos wieder einmal Walzer auf Bayers Vereinsgelände tanzte, ist nicht Hörster zuzuschreiben, sondern – Reiner Calmund. Dessen Meinung in der Frage, ob der Trainer bleiben wird, lässt sich wohl am besten mit einem entschiedenen „Ja, nein, vielleicht“ umschreiben.

In Leverkusen ist das nicht neu: Schon bei der Demontage Klaus Toppmöllers hat der Manager keine besonders gute Figur gemacht. Da sprach Calmund dem Trainer ein Ultimatum aus, das dann doch keins gewesen sein soll. Calmund fällt es schwer, Maß zu halten: Entweder alles ist super – so wie im vorigen Jahr bei Toppmöller, oder alles ist hundsmiserabelschlecht – so wie im Februar bei, ebenfalls, Toppmöller. Calmund hat daher auch überhaupt kein Problem damit, den neuen Sportdirektor Jürgen Kohler als „absoluten Wunschkandidaten“ vorzustellen, obwohl alle Welt weiß, dass Bayers Manager als Erstes mit Otto Rehhagel verhandelt hat. Bei Calmund ist alles nur eine Momentaufnahme: gültig bis auf Widerruf.

Calmund entscheidet, wie er isst: hastig, häufig unüberlegt, immer auf seinen Bauch hörend. Schon bald könnte Calmund Appetit auf Udo Lattek verspüren, und dann wird der 68 Jahre alte Rentner vom Krombacher- Stammtisch vermutlich der beste Trainer sein, den Bayer kriegen konnte. Calmund jedenfalls will zurzeit nicht ausschließen, dass es noch eine Überraschung gibt. Aber das ist bei ihm ohnehin nie auszuschließen.

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