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Vorgeturnt. Jahn Regensburg (links) und der aus Berlin geliehene Marco Djuricin wehrten sich gegen die Bayern und Franck Ribéry, verloren aber trotzdem 0:4.

© reuters

Jahn Regensburg: Kleiner Etat, große Ziele

Jahn Regensburg hat zwar wenig Geld, trotzdem rechnet Herthas nächster Gegner mit dem Klassenerhalt.

Es war eng, es müffelte ein bisschen, aber die Duschen haben einwandfrei funktioniert am Montagabend im knapp 90 Jahre alten Jahnstadion. Das ein oder andere Mitglied des Bayerntrosses hätte ja Schlimmes vermuten können nach dem 4:0-Sieg gegen Regensburg in der ersten Runde des DFB-Pokals. Ist doch der Jahn vor drei Jahren dadurch bundesweit bekannt geworden, dass dem Verein wegen ausstehender Zahlungen der Strom abgedreht wurde – und die Spieler nach dem Training ins örtliche Schwimmbad mussten, um warm zu duschen. Es ist eine typische Geschichte für den Zweitligaaufsteiger, der am Freitag bei der Hertha spielt und jahrzehntelang finanziell notorisch klamm und sportlich notorisch skandalträchtig war. Doch inzwischen hat sich einiges geändert in Regensburg.

Der Jahn, wie der Klub von seinen Fans gerufen wird, hat mit 3,5 Millionen Euro den mit Abstand geringsten Etat der zweiten Liga. Der Aufsteiger gilt deshalb als Abstiegskandidat Nummer eins in dieser Saison. Trotzdem ist den Verantwortlichen nicht bange. Erstens hatte der Verein auch im vergangenen Jahr in der Dritten Liga den kleinsten Etat aller Klubs und stieg am Ende nach Relegationsspielen gegen den Karlsruher SC trotzdem auf. Und zweitens, selbst wenn es schiefgeht und die Klasse nicht reicht für die neue Liga: dann sind sie traurig beim SSV, aber nervös wird trotzdem niemand. In Regensburg sind sie stolz, dass der Verein das erste Mal seit Jahren schuldenfrei dasteht.

Die Neuzugänge bei Hertha BSC

Zuletzt spielte Regensburg 2003/04 in der Zweiten Bundesliga. Der direkte Wiederabstieg folgte, anschließend führte der Weg bis hinab in die Viertklassigkeit. Mario Basler trainierte die erste Mannschaft, er holte völlig überteuerte Spieler und wurde rausgeschmissen. Es kamen andere Trainer, die auch nicht mehr bewirkten. Aber dann heuerte vor knapp drei Jahren Franz Gerber in Regensburg an. Der neue Manager fand horrend dotierte Verträge vor, ausstehende Zahlungen und fünf Millionen Euro Schulden. Selbst die Lizenz für die Dritte Liga war in Gefahr. Doch Gerber, der schon als Manager bei Hannover 96 und als Teamchef der Nationalmannschaft von Madagaskar gearbeitet hat, machte alles richtig: Er fuhr einen strikten Sparkurs und holte billige Spieler und verkannte Talente, die fast ausnahmslos Leistung zeigten. Und er hatte in Markus Weinzierl einen Trainer, der auf eine stabile Defensive und schnelle Konter setzte und die Mannschaft so zum Erfolg führte.

Weinzierl ist nun als Nachfolger von Berlins neuem Trainer Luhukay nach Augsburg gewechselt. Gerber holte als Ersatz Oscar Corrochano, der zuvor die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt trainiert hatte und eine ähnliche Taktik spielen lässt. Der Manager verpflichtete wieder Spieler, in denen andere nichts mehr sahen: den 33-jährigen Ex-Nationalspieler Christian Rahn, Stürmer Francky Sembolo aus der Regionalliga oder Marco Djuricin, den Hertha BSC loswerden wollte, aber mit einer Klausel den Aufritt im Olympiastadion untersagt.

Mit einem Sieg gegen Duisburg und einer knappen Niederlage gegen 1860 München ist die Strategie zu Beginn der neuen Saison aufgegangen, trotz der hohen Niederlage gegen den FC Bayern im DFB-Pokal. Aber nach Berlin fährt der Klub ja trotzdem – zum 1. FC Union und nun am Freitag zu Hertha BSC. „Und da gehen wir die Aufgabe wieder mit neuem Elan an“, sagte Torhüter Michael Hofmann.

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