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Sport: Jahresabschussfeier

Die Mainzer Fußballspieler zwingen die Bayern zum Toreschießen, trotz großer Überlegenheit lassen es die Münchner bei einem 4:0 bewenden

Ein knapper Sieg wäre für Bayern auch okay gewesen, nach Misserfolgserlebnissen gegen Vereine wie Wolfsburg oder Bielefeld. Mit einer knappen Niederlage hätten auch viele Mainzer Fans gut leben können. Das Spiel endete 0:4. Eines von diesen knappen, bis zuletzt umkämpften Spielen, wie es sie in den letzten beiden Spielzeiten in Mainz oft gegeben hat, wäre ein Zeichen gewesen, dass man, nach 15 Mal Niederlage oder Unentschieden, immerhin gewinnen könnte in dieser Liga, sogar gegen Bayern.

Die Mainzer wollten hinten sicher stehen und schnell kontern. Aber sie spielten schlechte Pässe und waren zu langsam. Sogar in den Zweikämpfen, die einst ihre Stärke waren, wirkten sie wie eine Mannschaft, die nicht an sich glaubt. Bayern dagegen schien sich in der ersten Phase des Spiels den Gegner einfach nur anzuschauen: Was haben die drauf? Es gibt doch hoffentlich nicht wieder Ärger? Bayern spielte in der Anfangsphase nicht sehr phantasievoll, nicht dominant, nur relativ kombinationssicher. Das reichte aber. Ein Tor aus einer Standardsituation heraus, Eckball, typisch Bayern, und in der Mainzer Mannschaft zerrissen die wenigen Fäden, die dieses Gebilde zur Zeit zusammenhalten. Nach dem zweiten Treffer, einem schönen Schuss von Roy Makaay, völlig frei, Sekunden vor der Pause, ging es nur noch um eine Frage: Wie hoch machen sie es?

Sicher, die Münchner legten noch zwei Tore nach. Das war aber ganz einfach. Die Bayern mussten das Spiel machen, es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, bei diesem Gegner, der hinter der Mittellinie mit fast hundertprozentiger Gewissheit seine Bälle verstolperte und sie beim Gegner ablieferte wie ein Hündchen das Stöckchen. Die Bayern musste Tore schießen; gegen eine Verteidigung, die Klassestürmer frei herumstehen lässt und einen unsicheren Torwart hat, wurden sie geradezu zum Toreschießen gezwungen. In der Mitte der zweiten Halbzeit sah die Sache fast so aus wie der Comeback-Kampf von Axel Schulz, mit Mainz 05 in der Rolle von Axel Schulz. Deswegen sagt dieses Spiel über Bayern und seine Chancen in der Rückrunde wenig aus, bis auf die möglicherweise verdammt wichtige Tatsache, dass deren Selbstbewusstsein jetzt wieder fast das alte ist. So hoch haben sie auswärts in dieser Saison nämlich noch nie gewonnen. „Wir haben trotz Vorsprung weitergespielt“, sagte Manager Uli Hoeneß nach dem Spiel, „so stellen wir uns das vor“, sagte Roy Makaay.

Nachdem Pizarro das 3:0 und Schweinsteiger das 4:0 erzielt hatten, mussten Makaay, Schweinsteiger und Sagnol vom Feld, Felix Magath brachte Podolski, Santa Cruz und Lell. Bayern spielte jetzt nicht mehr so druckvoll. Werder Bremen hätte vielleicht nicht gewechselt, sich vielleicht in einen Rausch gespielt, Bremen hätte es diesmal nicht mit den üblichen sechs Treffern bewenden lassen, die hätten acht Tore geschossen. Bayern aber sparte Kräfte. Uli Hoeneß sagte über Bremen: „Wer am Ende Meister ist, der ist halt die bessere Mannschaft. Ich bin zuversichtlich.“ Und lächelte. Jürgen Klopp, der Mainzer Trainer, sagte: „Jetzt kommen für uns 17 Endspiele.“ Sie haben einen neuen Stürmer gekauft, den Rumänen Marius Niculae. Aber der hat wenig Spielpraxis und war lange verletzt. Deswegen kann Mainz ihn bezahlen.

In der Pause hatten viele Mainzer Zuschauer ihr Team ausgepfiffen, zum ersten Mal, erzählte ein Mainzer. Kann wirklich sein, dass es für beide Mannschaften ein vorentscheidender Spieltag war.

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