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Strecken für Union. Im Januar hatte Jan Glinker zuletzt das Tor der Köpenicker gehütet. Heute darf er wieder ran.

© dpa

Jan Glinker: Unions neue, alte Nummer eins

Jan Glinker bekommt durch die verletzung von Marcel Höttecke eine weitere Chance im Tor des 1. FC Union, voraussichtlich bis zum Saisonende. Der Torhüter muss sich nun beweisen.

Von Katrin Schulze

Wenn die Pflicht erledigt ist, lassen sich viele Dinge entspannter angehen. Befreiter, mutiger und vielleicht auch hemmungsloser tritt man dann auf, aber gilt das auch für den Fußball? Überhaupt nicht! Jedenfalls nicht, wenn man dem 1. FC Union Glauben schenken mag. Nachdem der Klub aus Köpenick seit Donnerstag endgültig Gewissheit über den Verbleib in Liga zwei hat, scheint es jetzt erst richtig ernst zu werden. Es komme nun darauf an, „auf dem Platz sein wahres Gesicht zu zeigen und seinen besten Fußball zu spielen“, sagt Trainer Uwe Neuhaus.

Was für die Mannschaft von Neuhaus im Allgemeinen gilt, trifft im Besonderen auf Jan Glinker zu. Erstmals seit Januar darf der Torwart am Sonntag gegen den FC Ingolstadt (13.30 Uhr, Alte Försterei, live bei Sky) wieder ein Punktspiel für die Berliner bestreiten – und das nicht etwa, weil Union mit dem Klassenerhalt das Laissez-faire für sich entdeckt hat, nein, der Grund ist viel bodenständiger. Stammtorhüter Marcel Höttecke zog sich bei einer Übungseinheit zu Beginn der Woche einen Muskelfaserriss in der rechten Wade zu – und eröffnete damit unfreiwillig die nächste Episode dieser inzwischen üppig bestückten Torwartgeschichte des 1. FC Union der Saison 2010/ 2011.

Voraussichtlich bis Saisonende hat Glinker die Möglichkeit, sich zurückzuspielen in ein Team, das er fünf Jahre lang nur als Nummer eins vertreten hatte. Solange, bis der November des vergangenen Jahres kam und Glinker infolge einiger Patzer durch Marcel Höttecke ausgetauscht wurde. Seither musste er sich abgesehen von einer fünf Begegnungen andauernden Zwischenschicht – ebenfalls ausgelöst durch eine Verletzung Hötteckes – hinten anstellen. Und wer so lange konkurrenzlos war, den kann es eigentlich nur nerven, wenn er auf einmal nur noch zweite Wahl ist.

Diese Tatsache an sich, vor allem allerdings die mit ihr einhergehenden Diskussionen haben Jan Glinker derart mitgenommen, dass er zu dieser Angelegenheit nur noch sagt, dass er „gar nichts“ mehr sagt. Die Reaktion des Torhüters spricht für die Brisanz dieses Duell und für eine gewisse Angespanntheit, sie spricht aber auch für Glinkers enormen Ehrgeiz, denn der 27-Jährige ist jemand, der sich voll auf seine Aufgabe konzentriert, wenn es darauf ankommt; er zieht es (meist) vor, mit Leistung zu überzeugen statt mit großen Worten. Und zumindest Unions Sportdirektor Christian Beeck ist sich auch „sicher, dass Jan Glinker Marcel Höttecke sehr gut vertreten wird“.

Dennoch: Ob Glinkers Comeback generell etwas an der Unioner Torwart-Hierarchie verändern kann, ist ziemlich fraglich – dazu zeigte sich der 23 Jahre alte Höttecke, der vor dieser Spielzeit von Borussia Dortmund II nach Berlin kam, schlicht zu aufgeweckt. „Er war ein sicherer Rückhalt und es ist schade, dass er nun durch eine Verletzung zurückgeworfen wird“, sagt Beeck. Und Jan Glinker? Der hat sich mit seinen Auftritten zu Saisonbeginn, als er noch den Vorzug vor Höttecke erhalten hatte, sozusagen selbst zurückgeworfen und danach keinen Weg mehr zurück gefunden aus der Rolle des Ersatzmannes.

„Jan weiß selber, dass er Fehler gemacht hat. Diese Saison war wirklich nicht seine“, hat sein Trainer Uwe Neuhaus schon vor einer Weile gesagt. Womöglich ist dies nun die Chance des Jan Glinker, sich für die Position des Stammtorwarts, und nichts anderes ist sein Anspruch, zu empfehlen. So kann aus einer Kür wirklich noch eine große Herausforderung werden.

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