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Sport: Jede Menge Kernfragen

Die Deutschen gehen derzeit gerne Sonderwege, auch im Fußball. Während sich halb Fußballeuropa an Katar verkaufen muss, um die Spieler zu bezahlen, beharren die Bundesligisten auf dem althergebrachten Vereinsmodell.

Von Christian Hönicke

Die Deutschen gehen derzeit gerne Sonderwege, auch im Fußball. Während sich halb Fußballeuropa an Katar verkaufen muss, um die Spieler zu bezahlen, beharren die Bundesligisten auf dem althergebrachten Vereinsmodell. Und das durchaus mit Erfolg: Es zwingt die Klubs, halbwegs solide zu wirtschaften, statt sich beim erstbesten Engpass einem Investor an den Hals zu werfen. Die 50+1-Regel schreibt vor, dass der Verein stets die Mehrheit im eigenen Haus halten muss. Jetzt aber muss die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diese Regelung lockern – Schuld daran sind die Klubs selbst.

Zu Recht hat das Schiedsgericht die Ausnahmeregelung für Leverkusen und Wolfsburg bemängelt, die sich von Großkonzernen alimentieren lassen dürfen. Die unfaire Bevorteilung hat die Liga im Kotau vor dem Geld lange toleriert, nun hat Hannover 96 eine für alle faire Lösung erstritten. Nach 20 Jahren darf ein Gesellschafter die Mehrheit im Klub erwerben; diese Frist soll Spekulanten abschrecken und kurzfristige Verkäufe verhindern.

Ob die 50+1-Regel damit wirklich „im Kern erhalten“ bleibt, wie DFL-Präsident Reinhard Rauball glaubt, liegt an der Liga selbst. Wenn es ihr ernst mit dem Sonderweg ist, muss sie diesen Kern konsequenter schützen als bisher und weitere Ausnahmefälle oder Umgehungen zum Beispiel über Strohmänner ausschließen.

Die Kernfragen lauten: Wer darf wann einsteigen, wie viel Macht erhält er, was darf er mit dem Verein machen und wie geht es mit dem Klub weiter, wenn er aussteigt? Das muss schon jetzt und nicht erst in 15 oder 20 Jahren klar geregelt – und Verstöße anders als bisher (vgl. Hopp, Dietmar) auch geahndet werden. Nur dann wird der deutsche Sonderweg sich auch als der erfolgreichere herausstellen.

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