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Sport: Jedem Aufstieg wohnt ein Abstieg inne

Der VfL Bochum möchte sich endlich langfristig in der Bundesliga etablieren – die Fans sind skeptisch

Wer hat das Sagen im Verein? Immer noch Werner Altegoer, der Chef des Aufsichtsrates. Mit der Berufung seines früheren Lieblingsspielers Stefan Kuntz hat er seine Macht sogar gefestigt. Der einstige Europameister Kuntz, der als Trainer wenig Erfolg hatte, löst im Vorstand Dieter Meinhold ab, der in Bochum manches modernisiert hat, aber gegen Erhalt einer ansprechenden Abfindung freiwillig ausschied. Wäre der frühere Opel-Manager geblieben, hätte er die Kompetenz für die Lizenzspielerabteilung an Kuntz abgeben müssen. Also sucht er lieber nach einer neuen Aufgabe.

Was hat sich verbessert? Der VfL ist wieder erstklassig. Ob der insgesamt sechste Aufstieg eine nachhaltige Verbesserung bedeutet, ist zweifelhaft. „Jedem Aufstieg geht ein Abstieg voraus“, sagt Altegoer ohne Romantik. Wirklich verbessern wird sich der Klub erst, wenn er sein Ziel erreicht, wie in den Siebziger- und Achtzigerjahren über längere Zeit fester Bestandteil der Bundesliga zu sein. Altegoer sagt: „Mit dem ständigen Auf und Ab muss Schluss sein.“

Wie sicher ist der Job des Trainers? In den zurückliegenden zwei Dekaden haben viele Trainer bei diesem Verein ihr Glück gesucht, die wenigsten haben es gefunden. Entweder wurden sie entlassen, oder sie sind irgendwann wieder abgestiegen. Marcel Koller ist ein ruhiger Vertreter, der sich bei den Oberen nicht anbiedert. Wie gut ihm diese Haltung bekommt, hängt allein vom Erfolg ab. Übereilt ist beim VfL allerdings nie ein Trainer entlassen worden, eher im Gegenteil.

Welche Taktik ist zu erwarten? Koller hat verschiedene Optionen. Grundlage ist ein 4-4-2-System mit einer Raute im Mittelfeld. Aber auch ein 4-2-3-1 wird einstudiert. In beiden Fällen kommt Christoph Dabrowski eine tragende Rolle im defensiven Mittelfeld neben Thomas Zdebel zu. Die Regie-Arbeit bleibt bei Zvjezdan Misimovic.

Welche Platzierung ist möglich? Von den drei Aufsteigern dürfte Bochum der stärkste sein. Um in der Bundesliga zu bleiben, müssen die Westfalen allerdings einen Klub der Kategorie Mainz, Nürnberg oder Bielefeld hinter sich lassen. Das ist schwer, aber nicht unmöglich.

Wer sind die Stars? Viele Jahre lang war Dariusz Wosz, zwischendurch bei Hertha BSC angestellt, der Star. In gewisser Weise ist er es immer noch. Da den Bochumern nichts anderes einfiel, haben sie den zugesicherten Anschlussvertrag des früheren Kapitäns sehr konservativ ausgelegt. Als so genannter Standby- Profi bleibt Wosz zunächst Spieler, mit Zusatzaufgaben als Repräsentant und mit Sitz und Stimme (im formal abgeschafften) Mannschaftsrat. Neben Meichelbeck, Drsek oder Dabrowski zählt der 37 Jahre alte Wosz für den Trainer zu den Spielern, „die mich sicher ansprechen werden, wenn es Dinge zu bereden gibt“, sagt Trainer Koller. Auf den neuen VfL-Kapitän passt die Bezeichnung Star nicht. Thomas Zdebel ist eine typische Führungskraft à la Bochum: unauffällig, aber nicht unscheinbar.

Wie sind die Fans? Geduldig, belastbar und kreativ, seit Generationen. Das Pendeln zwischen den Ligen haben die VfL-Fans satt – sie flüchten sich längst in Selbstironie. „Wir steigen auf, wir steigen ab, und zwischendurch Uefa-Cup.“ Der Fangesang hat sogar Eingang in die Mannschaftskabine gefunden. Die Spieler sind eben noch relativ nah an der Basis. Dennoch trauen manche Anhänger dem Aufschwung nicht. Bochum gehört zu den vier Bundesligavereinen, die beim Dauerkartenverkauf die Zehntausendergrenze unterschritten haben.

Wer ist der WM-Held? Die ganze Mannschaft. Mit Ausnahme des verletzten Stürmers Tommy Bechmann haben sich alle Spieler ausgeruht und traten pünktlich ihren Dienst an. Weil er keine WM-Teilnehmer gestellt hat, können die Nachwehen der WM dem VfL nichts anhaben.

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