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Sport: Jeder ein Star

Wie Wasserball in Berlin künftig zum Ereignis werden soll

Berlin. Während Slawomir Andruszkiewicz einen dicken Schinken in der rechten Hand halten darf und Patrick Weissinger so tut, als wäre eine Pizza das Größte, muss sich Andreas Schlotterbeck mit einem fleischlosen Knochen begnügen. „Das ist ein Werbegag“, versichert Florian Sinnig mit einem Blick auf das Plakat, auf dem insgesamt zwölf Spandauer Wasserballer in Posen mit kulinarischem Touch zu sehen sind. Die Zahl der Spieler ist mit Bedacht gewählt, denn Sinnig ist Chef der Restaurants „Die Zwölf Apostel“ in Berlin, und mit den Wasserfreunden Spandau hat er in der Stadt für Wasserballverhältnisse bisher Einmaliges vor. „Am 3. Oktober mit dem Alfred-Balen-Cup geht es in Schöneberg los, Wasserball wird zu einem gesellschaftlichen Ereignis“, sagt der 37-Jährige, „es wird bei den Spielen der Spandauer keine halbvolle Halle mehr geben.“

Peter Röhle, dem Trainer der Spandauer, „kommt das wie ein Märchen vor“, aber er spricht von „einer großen Hoffnung“ und davon, dass sein Team allein „durch die Ankündigung motiviert ist“. Er glaubt Florian Sinnig, dass dieser etwas bewegen kann, „dem ich drei- oder viermal begegnet bin“. Es ist eine Gefühlssache. „Er kommt nicht aus der Wasserballszene, hat keine Scheuklappen auf, sein Blickwinkel ist ein anderer. Das ist ein Vorteil. Wir sind doch alle in gewissen Mustern groß geworden“, sagt Röhle. Er gibt zu, dass es immer mehr Zuschauer satt hatten, sich in einer sterilen Halle langweilige Bundesligaspiele anzusehen.

Und nun kommt also Florian Sinnig, der allen erzählt, wie er ausgerechnet in Berlin, wo schon einige den Mund zu voll genommen hatten, Wasserball zum Ereignis befördern will. In Zukunft sollen die Sportfans nicht mehr bloß zu den Basketballern von Alba strömen. „Ich wollte etwas in einer erfolgreichen Mannschaftssportart machen, da hat sich in Berlin nur Wasserball angeboten. Ich habe mir das einige Zeit reiflich überlegt, dann regelrecht reingesteigert und schließlich für mich und meine 150 Mitarbeiter in dieser Aufgabe eine neue Motivation gesehen“, sagt der selbst ernannte Heilsbringer des deutschen Rekordmeisters.

Beim dreitägigen Balen-Cup, der mit den Final-four-Teams Mladost Zagreb, Honved Budapest und den Spandauern sowie einer griechischen Mannschaft sehr gut besetzt ist, soll das Gesamtpaket bereits geschnürt sein. „Wasserball wird verpackt sein in eine Abendveranstaltung, eine große Party in einer extra ausgestalteten Halle – mit viel Musik und leiblichen Genüssen. Am Beckenrand wird es Tische geben, an denen die Gäste bedient werden und in vier mal sieben Minuten kurzweiliges Wasserball verfolgen können“, sagt Sinnig. Das gleiche Konzept will er in der Bundesliga anwenden, sogar beim vermeintlich langweiligsten Spiel gegen einen Abstiegskandidaten.

„Wir holen die Mannschaften mit dem Bus vom Bahnhof ab, dann geht es über einen roten Teppich zu Kost und Logis ins Hotel, später in die Schwimmhalle, nach dem Spiel zur Players-Party und letztlich wieder zurück“, beschreibt Sinnig den Ablauf. Jeder Gästespieler, der wie ein Star empfangen wird, soll sich wie in „einem Kurzurlaub“ fühlen. Das soll aber erst der Anfang sein. „Wir werden einen Sponsorenpool aufbauen, und ich träume davon, das Ganze später in einer größeren Halle aufzuziehen“, sagt Sinnig.

Bei den Wasserfreunden wollen einige Spieler jedoch erst Taten sehen, bevor sie das alles glauben können. Sie werden erst nach dem Balen-Cup, dem ersten Bundesligaspiel am 29. Oktober gegen Hamm und dem Supercup gegen Hannover am 1. November ihre Bilanz ziehen.

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