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Sport: Jeder gegen jeden

Benedikt Voigt über Stichs Rücktritt oder Rausschmiss oder beides Es ist schon eine besondere Ironie der Geschichte. Da schließt Michael Stich endlich Frieden mit Boris Becker, seinem einstigen nationalen Widerpart.

Benedikt Voigt über Stichs Rücktritt oder Rausschmiss oder beides

Es ist schon eine besondere Ironie der Geschichte. Da schließt Michael Stich endlich Frieden mit Boris Becker, seinem einstigen nationalen Widerpart. Und was passiert? Er erntet Streit. So vehement war der Widerspruch gegen seine Idee, Becker im Daviscupdoppel einzusetzen, dass Stich gestern bekannt gab, sein Engagement für den Deutschen Tennis Bund nicht verlängern zu wollen. Einige Minuten später entließ ihn der Verband mit sofortiger Wirkung.

Zugegeben, die Idee, den Hobby-Spieler Boris Becker noch einmal für ein Daviscup-Spiel einsetzen zu wollen, widerspricht jeder sportlichen Vernunft. Selbst wenn Becker noch das nötige Niveau hat, wäre der Einsatz des Show-Spielers eine Beleidigung für die Tennisgeneration der Gegenwart. Aber man darf Stich nicht vorhalten, dass er eine Idee hatte. Das war seine Aufgabe als Teamchef. Ideen kann man diskutieren, umsetzen oder verwerfen. Sie müssen nicht mit Rücktritt oder Entlassung oder einer Kombination aus beidem enden. Der Fall Becker war nur der Auslöser der aktuellen Krise. Seit Monaten hatten Verband und Stich nicht mehr miteinander kommuniziert.

Das ist das Problem des DTB. Der Verband tritt nicht mit einer Stimme auf. Zu viele Personen tauschen ihre Ideen und Meinungen nur noch über die Öffentlichkeit aus. Anstatt miteinander zu reden, reden sie gegeneinander: Waldenfels gegen Stich, Stich gegen Haas, Haas gegen Waldenfels, Waldenfels gegen Waldenfels. Okay, das war jetzt Quatsch. Aber ernsthaft, wie sollen Konzepte und Kompromisse entstehen, wenn nicht miteinander geredet wird?

Auch über den Fall Haas muss gesprochen werden. Thomas Haas ist zweifelsohne der beste deutsche Spieler der Gegenwart, aber auch der schwierigste. Immer wieder steht er im Mittelpunkt der Streitigkeiten im Daviscup. Auch diesmal hat er mit seiner Drohung, nicht spielen zu wollen, den Fall Stich eskalieren lassen. Man sollte sich seiner Dienste nicht mehr um jeden Preis versichern. Um des lieben Friedens willen.

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