zum Hauptinhalt

Sport: Jeder wirbt für sich allein

Robert Ide über das Strukturproblem der Leipziger Olympiabewerbung Eigentlich wollte Dirk Thärichen bis Freitag in Lausanne bleiben. Dort sollte er drei Tage lang beim Internationalen Olympischen Komitee Werbung für Olympia 2012 in Leipzig machen.

Robert Ide über das Strukturproblem

der Leipziger Olympiabewerbung

Eigentlich wollte Dirk Thärichen bis Freitag in Lausanne bleiben. Dort sollte er drei Tage lang beim Internationalen Olympischen Komitee Werbung für Olympia 2012 in Leipzig machen. Doch schon am Mittwoch bemühte sich Thärichen um seinen Rückflug. Für ihn ist die Arbeit vorerst getan; sein Amt als Geschäftsführer der Leipziger Olympiagesellschaft lässt er ruhen. Zu massiv waren StasiVorwürfe gegen ihn, zu groß der Schaden für die deutschen Olympiapläne. Die Vergangenheit hat Leipzigs Bewerbung eingeholt. Und die Gegenwart.

Die Gegenwart sieht so aus: Leipzigs Funktionäre sind mit sich selbst beschäftigt. Das liegt nicht allein an der Stasi-Debatte. Auch die Struktur der Olympiagesellschaft verursacht immer wieder Konflikte. Die Bewerbung hat drei wichtige Gesellschafter: die Stadt Leipzig, das Nationale Olympische Komitee (NOK) und das Land Sachsen. Alle drei haben unterschiedliche Interessen.

Dirk Thärichen war der Kandidat von Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee – beide hatten die Stadt überraschend zum deutschen Bewerber gemacht. Für Tiefensee ist Olympia ein Mittel zum Aufbau Ost. Dass Thärichen international wenig Erfahrung hatte, ignorierte Tiefensee. Auch nach den Stasi-Vorwürfen hielt er an ihm fest.

NOK-Chef Klaus Steinbach denkt anders, sportpolitisch. Mit der Bewerbung kann sein Verband Profil gewinnen. Steinbach installierte einen eigenen Geschäftsführer: Mike de Vries. Der ist Marketingexperte, aber viele Sponsoren trieb er noch nicht auf. De Vries arbeitet auf Abruf; doch auch Steinbach will auf seinen Mann nicht verzichten.

Und Sachsen? Olympia-Staatssekretär Wolfram Köhler – der Mann von Ministerpräsident Georg Milbradt – sah es als seine Aufgabe an, viele sächsische Städte am Segen der Bewerbung zu beteiligen. Vor allem Riesa, wo er lange Bürgermeister war. Ergebnis: Wieder gab es Streit statt Begeisterung.

Nun, nachdem alle wochenlang nebeneinanderher gearbeitet haben, soll ein Sportler die Bewerbung retten: Olympiasieger Michael Groß. Für ihn wird es ein schweres Rennen. Denn die Struktur der Bewerbung bleibt gleich. So lange die Beteiligten verschiedene Interessen haben, wird in Leipzig die Gegenwart der Zukunft im Wege stehen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false